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Leseprobe für das Buch Reisen durch das goldene Land
Mit dem Discotrain durch Burma
von Hannelore Kalwies:

Bei den Fahrten durch Rangun kamen wir öfter am Haus von Aung San Suu Kyi vorbei, die später den Friedensnobelpreis bekommen sollte. Etliche Meter vor und hinter ihrem Haus standen Soldaten am Straßenrand und beobachteten den Verkehr und wer sich ihrem Haus näherte. Eines Morgens war diese Straße gesperrt und alle Verkehrsteilnehmer, die normalerweise dort entlangfuhren, mussten einen weiten Umweg machen, um zu ihren Zielen zu kommen. Am Tag darauf stand in der Parteizeitung 'New Light of Myanmar': 'Immer weniger Menschen besuchen Aung San Suu Kyi.' - Welch Wunder!

Die erste Station meiner Rundreise sollte Mandalay sein, die zweitgrößte Stadt Burmas, geographisch ungefähr in der Mitte des Landes gelegen, die letzte Königsstadt, bevor die Briten das Gebiet kolonialisierten.
Hilary fragte mich, ob sie einen Freund in Mandalay anrufen sollte, der sich dann um mich kümmern könnte. Ich hatte nichts dagegen, Freunde von Freunden sind oft die beste Empfehlung. Also sagte sie ihm Bescheid, wann ich kommen und wo ich wohnen würde.
Ich hatte mich entschlossen, den Nachtzug zu nehmen, ein Flug war mir zu teuer und auch zu unsicher, und eine lange Fahrt zu verschlafen ist ein guter Gedanke. Also fuhren wir zum Bahnhof eine Karte kaufen. Für Einheimische ist die 400 Meilen lange Fahrt (ca. 600 km) natürlich ein teures Vergnügen, für mich aber wäre es sogar bei of?ziellen Umrechnungsraten richtig billig gewesen, bei Schwarzmarkttausch natürlich noch viel günstiger - aber da hatte ich nicht mit der Hellsichtigkeit des Regimes gerechnet! Wenn man eine Karte kauft, muss man seinen Pass vorlegen und den Pass zusammen mit der Fahrkarte bei Verlangen zeigen. Also kaufte Hilary zwar die Karte, aber auf meinen Namen und mit meinem Pass und nicht mit Kyat, sondern mit Dollar - und der Ausländertarif ist richtig teuer. Die Fahrt kostete mich US $ 47!!! Ein Vermögen für Burmesen[1]! Nun kann man denken, dass 600 km für US $ 47 auch nicht so viel ist - wenn denn der Service stimmt. Ich sollte einige Überraschungen erleben.
...

Mittags blieben wir in einem großen, sehr schön an einem Hang angelegten Kloster mit Blick ins weite Tal bis nach Pindaya, dem Ziel des nächsten Tages. Die Sonne schien so schön, dass wir unsere nassen Sachen über Büsche zum Trocknen hängen konnten. Ich setzte mich allein in die obere Halle um etwas auszuruhen, da kam eine Nonne und bot mir Leckereien an. Unter anderem auch Totefruit, die in Streifen geschnitten und gebraten recht gut schmeckte. Während ich dort saß, kamen einige Jungen, setzten sich an den Nebentisch, nahmen Besteck und Schüsseln aus dem Regal daneben und aßen, was schon auf dem Tisch stand. Danach machten sie Ordnung und gingen wieder in die Schule. Das waren arme Kinder oder Waisen, die in diesem Kloster verköstigt wurden. Da die Lebensmittel der Mönche immer Spenden der Bevölkerung sind, wurden diese Kinder in Wirklichkeit von der Dorfbevölkerung versorgt, nur dass der Ort das Kloster selbst war. Das Schöne an diesem Ereignis war, zu sehen, wie diszipliniert und ruhig die Jungen sich verhielten, wie ordentlich sie waren und wie zufrieden und dankbar sie wirkten.
Am Nachmittag kamen wir dann bei dem dritten Kloster auf unserer Tour an, das wiederum sehr schön am Rande eines Bergdorfes auf einer Hügelschulter angelegt war. Nebenan war die Grundschule, die gerade zu Ende gegangen war. Die Kinder standen in Reihen auf dem Schulhof und sangen eine ganze Weile lang unterschiedliche Lieder[2]. Der Lehrer nahm natürlich gleich wahr, dass wir auf einem Mäuerchen vor dem Kloster saßen und den Liedern zuhörten und kam bald zu uns, um sich ein bisschen zu unterhalten. Es ?el ihm sichtlich nicht leicht, seine Fragen auf Englisch zu stellen und unsere Antworten zu verstehen, er gab sich alle erdenkliche Mühe. Die meisten Leute auf dem Lande verstehen kein Englisch, einige wenige verstehen nur ein paar Brocken; sie waren aber immer an Fremden interessiert und versuchten immer wieder direkt oder über unseren Guide Kontakt mit uns aufzunehmen, sei es aus reiner Neugierde oder auch um etwas zu erreichen. So bat der Lehrer uns bald um Tabletten gegen seinen Zahnschmerz. Wir gaben ihm welche und erklärten auch wie sie einzunehmen waren und schoben gleich hinterher, dass ein Besuch bei einem Zahnarzt sicher das Sinnvollste wäre.
Die medizinische Versorgung der Landbevölkerung ist sehr schlecht: In den Dörfern gibt es keine Ärzte, in den kleinen Städten - wenn überhaupt - nur schlecht ausgestattete Krankenhäuser und Ambulanzen - und die Behandlung muss von den Patienten selbst bezahlt werden! So ist es kein Wunder, dass die Menschen erst dann ins Krankenhaus gehen, wenn alle anderen Mittel versagt haben. Können die Ärzte dann auch nichts mehr machen, sind die schuld ...

Wir wurden dem Abt vorgestellt, der uns Tee und Kekse anbot und ein paar Minuten mit uns sprach. Dann machten wir eine Runde durchs Dorf. Die Häuser waren nicht in Reihen oder Runden angeordnet, sondern je nach geographischen Verhältnissen an den Berghang gebaut, so dass wir die Orientierung verloren hätten, wenn wir nicht einen Führer gehabt hätten. Die Häuser waren aus Stein (unterer Teil) und Holz (Obergeschoss und Dach) gebaut und meistens von einem kleinen Garten umgeben, in dem Obstbäume standen und allerlei Blumen blühten, die uns auch vertraut sind: Gladiolen, Dahlien, Begonien. Wir waren beim Bürgermeister eingeladen und durften uns auf das hölzerne 'Sofa' in seinem 'Wohnzimmer' setzen. An einer Wand stand der übliche Altar mit Opfergaben für Buddha. Darunter waren neben den Standardopfergaben Reis und Wasser auch die ersten Pomelos[3] der Saison. Buddha würde sie 'annehmen' und dann den Menschen zum Verzehr überlassen. Anscheinend hatte Buddha schon genug genommen, und so wurden die Früchte geschält und uns angeboten. Sie waren noch reichlich sauer, da unreif ... Hinten im Raum standen große Säcke mit Teeblättern: Die Jahresernte, die verkauft werden sollte und auf die die Familie sehr stolz war, versprach sie doch gute Einnahmen. Unser Guide machte uns auch darauf aufmerksam, dass die Leute schwarze Zähne hatten. Das entsprach dem dortigen Schönheitsideal, die Zähne wurden durch das Kauen von Betel und anderen Substanzen mit der Zeit schwarz und sie bemühten sich auch sehr darum, dass es schnell ging, denn weiße Zähne empfanden die Menschen dort als hässliches, tierisches Gebiss, Hunde haben weiße Zähne!
Am frühen Abend, als es noch einigermaßen hell war, kam die männliche Dorfjugend zum Kloster, um hier Volleyball und Fußball zu spielen. Schließlich war das Gelände rund um das Kloster der einzige waagerechte Platz im Ort. Die Mönche hatten Spielfelder abgesteckt und Netze aufgebaut.