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Leseprobe für das Buch DÄMMERZUSTAND
Du brauchst die Uhr nicht mehr zu stellen
von Harald Weiss:

DAS ERWACHEN

Als Amanda im Kreißsaal von ihrer Vollnarkose wieder erwachte, konnte sie ihre Umwelt nur noch sehr verschwommen wahrnehmen. Es schien, als ob sich ihr Sehsinn nach dem Kaiserschnitt erheblich verschlechtert hatte. Hingegen war ihr Hörsinn deutlich feinfühliger und vielschichtiger geworden. Sie meinte, aus großer Entfernung viele unterschiedliche Geräusche und Klänge zu vernehmen, die sie aber gar nicht näher einzuordnen wusste. Klänge wie aus dem Kosmos, Klänge wie von unendlich weiten Landschaften - ein ganzes Spektrum aus unzähligen, feinstofflichen Frequenzen, jedoch nichts davon, was sie bislang in ihrem Leben den Menschen oder den Tieren hätte zuordnen können.
Wie lange wohl ihre Narkose gedauert haben mag? Eine Stunde oder mehr? Oder ein paar Tage oder gar Jahre? Es war scheinbar niemand in ihrer Nähe, den sie danach hätte fragen können. Und wo war ihr Baby, ihr neugeborenes erstes Kind? Warum hat man es ihr nicht auf die Brust gelegt, so wie das nach einer Geburt üblich ist? Diese Gedanken kamen in ihr hoch, weil man diese offensichtlich als frisch gewordene Mutter doch haben sollte. Aber in Wirklichkeit war sie von diesem neuen akustischen Daseinszustand derart erfüllt, dass sich bei ihr zunächst erst einmal ganz andere Gefühlszustände in den Vordergrund drängten.
Mit ihren Augen konnte sie keine konkreten Gegenstände erkennen, weder irgendein Mobiliar, noch Fenster oder Türen, geschweige denn Personen. War da jemand in ihrer Nähe, den sie hätte fragen können? Im weitgefächerten, sanften Klangteppich, der sie von allen Seiten umhüllte, brachte sie mit ihrer Stimme ein vorsichtiges „Hallo?“ hervor. „Hallo, ist da jemand?“ Dann etwas stärker „Kann ich mal meinen Arzt sprechen?“
Dabei erschrak sie, weil ihre eigene Stimme so ganz anders klang, als sie es von früher - ja, man muss es wohl so sagen: von früher - kannte. Sie hatte einen anderen Kern und wirkte um vieles vollmundiger, sie konnte darin sogar ihren momentanen seelischen Zustand viel deutlicher ausmachen, als sie das bislang mit ihrer Stimme vermochte.
Tief atmete sie ein und aus. Und auch ihr Atem hatte eine ganz neuartige akustische Färbung erhalten, friedvoll und energiegeladen zugleich. Sie merkte, wie sie unwillkürlich anfing, diese - ihre neue - akustische Wahrnehmung zu genießen.
Dabei schloss sie ihre Augen, die ohnehin nur sehr verschwommene Konturen erahnen ließen und schwebte gedanklich wieder in weite Ferne.