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Leseprobe für das Buch "Die Tiere an der Krippe zu Bethlehem"
Geschichten, mit dem Herzen zu lesen
von Erika Siebert / Heinz Martin:

Warum die Giraffe nicht vergeblich zur Krippe kam

Andächtigen Sinnes schauten die Tiere in den schwach erleuchteten Stall zum Kind in der Krippe.

Kaum wahrgenommen von ihnen, nahte langsamen Schrittes ein Tier ungewöhnlichen Ausmaßes. Seine Beine waren außerordentlich lang, der Hals viel länger, als dies üblich ist bei Tieren anderer Art. Ganz oben in luftiger Höhe befand sich ein zur Größe des Tieres relativ kleiner Kopf. Es war eine Giraffe. Bedächtig oder sagen wir besser schleppend war ihr Gang. Man glaubte zu spüren, dass irgendetwas sie außergewöhnlich belastet.

Und diese Annahme trog nicht. Ihr Kind hatte sie verloren, ihr Kind, dem sie ihre ganze Liebe geschenkt hatte. Dieses große Leid trug sie in ihrem Herzen. Oft musste sie weinen auf dem Wege zur Krippe. Das Weh ihrer Seele war so schlimm, dass sie das Gefühl hatte, ihr ganzer Körper sei von diesem Schmerz erfasst. Selbst die Beine wollten nicht mehr so leicht und locker laufen. So ging es recht langsam voran. Dennoch ließ sie nicht nach. Schritt für Schritt näherte sie sich dem Stall. Allen Kummer ihres Lebens wollte sie zum Kind in der Krippe von Bethlehem tragen. Nun war sie angekommen.

Hier stellte sich jedoch heraus, dass es für ein Tier dieser Größe einfach unmöglich war, den Stall zu betreten. So stand sie enttäuscht vor der Tür und konnte nur von oben auf das Dach des Stalles schauen. Dennoch kam kein Klagen oder gar Jammern über ihre Lippen. Das große Leid hatte ihren Mund verstummen lassen. Nur unsagbar traurig war sie, die Giraffe. Wie gern hätte sie jetzt dem Christuskind ihren Schmerz anvertraut. Da ihr dies nun unmöglich schien, meinte sie, ihr ganzer Weg sei vergeblich gewesen.

Doch plötzlich bewegte sich auf dem Dach ganz langsam etwas Stroh und rutschte ein kleines Stück zur Seite. Niemand wusste zu sagen, ob dies auf den leichten Wind zurückzuführen war, der sich gerade erhoben hatte, oder ob einer der kleineren Engel, die sich geschäftig um den Stall bewegten und für das himmlische Musizieren zu sorgen hatten, seine Hand im Spiel hatte. Jedenfalls war unversehens der Blick ins Innere des Stalles frei geworden. Das Tier, das draußen in der Dunkelheit bleiben musste, konnte nun doch das Kind in der Krippe schauen. Jetzt erst war es am Ziel seines langen Weges angelangt. Stumm blickten sie sich an. Nun befand sich nichts Trennendes mehr zwischen ihnen. Da empfing dieses von großem Leid geplagte und getriebene Tier ein Lächeln unendlicher Liebe. In diesem Augenblick wurde all sein Schmerz nicht gerade nebensächlich, aber viel kleiner. Die Giraffe verspürte das Gefühl, nein, die feste Gewissheit: 'In den Händen dieses Christuskindes ist die ganze Last meiner Seele in guter Hut.' Dazu empfand sie auch die Sicherheit, dass ihr eigenes Kind, um das sie geweint, in der Liebe dieses Christuskindes Heimat gefunden hatte.

Da löste sich aus der Brust des Tieres ein langer, tiefer Atem. Und in diesem Ausatmen ging alle Not zu Ende. Das machte die Giraffe unsagbar froh.

Nun war diese jedoch kein Wesen vieler Worte. Nein, stillen und ausgeglichenen Charakters war sie. Große Worte lagen ihr nicht. Aber das Christuskind in der Krippe konnte an den Augen erkennen, was in diesem Tier vor sich ging. Es hatte die Sprache des Herzens bei der Giraffe schon längst erfühlt.

Noch einmal sandte das Tier einen langen Blick zum Kind in der Krippe, dann wandte es sich und setzte ungelenken Schrittes seinen Weg fort. Sehr lang war dieser, und lang war auch die Zeit, die Giraffe brauchte, Frieden zu finden für ihre Seele.


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