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Leseprobe für das Buch Historische Zwischentöne
Anhaltische Orgelgeschichte(n)
von Stefan Nusser:

Inhalt

Vorwort
Die Orgel ist der König
Ein Blitzschlag mit schlimmen Folgen
Bildhauerei und Orgelkunst
Die Mutter der Zarin und ein Liederlicher Organist
Vom Uhlichschen Haus in die Johannisstraßl;e
Eine Kabinettorgel im Schloss?
Anhaltische Meister des Orgelspiels
Das Werk muss den Meister loben
'Da fang' wa gleich an'
Ein Hauch von Byzanz in Gernrode
Lyonel Feininger - der Komponist
Orgel und Architektur - Dessauer Neobarock
Und wie ist es heute?
Literaturverzeichnis


'Da fang' wa gleich an'

1912 erklang zum ersten Mal die neue Orgel der katholischen St. Peter und Paul Kirche. Gebaut hatte sie die Paderborner Orgelbauanstalt Anton Feith, dabei wurden auch Pfeifen der alten Orgel von Wilhelm Hoff wieder verwendet. Für die Orgel spendete auch der berühmte Berliner Coupletsänger und Schauspieler Otto Reutter. In seiner Ballade 'Der gewissenhafte Maurer' porträtiert Reutter die behääbigen Gepflogenheiten eines Handwerkerberufes. In seinem Briefwechsel mit dem damaligen Pfarrer der katholischen Gemeinde und Dechant in Dessau, Heinrich Haehling von Lanzenauer, wird deutlich, dass Reutter in dieser Lebensphase selbst die Zeit arg davonlief.
Sein Vater entstammte einer katholischen Familie aus dem Eichsfeld, mütterlicherseits hatte er Vorfahren in der Altmark. Otto Reutter besuchte einstmals die katholische Volksschule in Gardelegen und absolvierte später eine Lehre als kaufmännischer Gehilfe in Gardelegen, Worbis und Lychen. Dechant Heinrich Haehling von Lanzenauer war ab 1892 für etwa ein Jahr lang Pfarrverwalter in Gardelegen und wurde ab 1904 als Pfarrer in Dessau tätig. Er nahm den Kontakt zu Reutter auf und erinnerte sich der früheren Zeit in Gardelegen, wo auch seinerzeit Otto Reutters Eltern lebten. Der erste Brief Reutters kam aus Elberfeld als Antwort auf den Brief des Pfarrers mit einer Verspätung eines dreiviertel Jahres. Er schreibt: 'Aber ich will trotzdem versuchen, mich ein wenig zu entlasten, ohne meine Saumseligkeit zu beschönigen. Als Sie an mich schrieben, war ich auf Reisen - später, am 1. Oktober, wechselte ich meine Wohnung und so erreichte mich Ihr wertes Schreiben nach mancherlei Irrfahrten recht spät. Ich dachte mir: nun kommt es auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht an und legte ihn, den Brief, in meinen Schreibtisch zu meiner Privat-Korrespondenz. Dringende berufliche Angelegenheiten und abermalige Reisen waren die Ursache, daßl; ich meine Privatbriefe - darunter auch leider den Ihrigen - unerledigt in Berlin zurück ließl;. Etwa bei meiner kürzlichen Anwesenheit in Berlin begann ich, mit meinen Schreibsünden aufzuräumen und nahm alle diesbezügliche Korrespondenz mit auf die Reise. Ich gestehe, daßl; diese Motivierung sehr matt ist und daßl; sie nur den einen Vorzug hat, wahr zu sein, aber Sie werden mein langes Schweigen vielleicht trotzdem verzeihen und auch die Last und das Nervöse meines Berufes als Verhinderungsgrund gelten lassen.
Wahrscheinlich haben Sie nun schon längst eine neue Orgel - das soll mich aber nicht abhalten, trotzdem ein kleines Scherflein zu spenden - Sie werden schon irgend eine andere, Ihrer Kirche Nutzen bringende Verwendung dafür wissen.'
In einem weiteren Brief aus Paris vom 24. Mai 1911 schreibt Reutter:
'... Bei der nächsten Orgel werde ich nicht so lange auf mich warten lassen. Sollte mich mein Weg einmal über Dessau führen oder sollten Sie - während meines Dortseins - einmal nach Berlin kommen, so würde ich mich glücklich schätzen, dem verehrten Freund meiner Mutter einmal dankbarst die Hand drücken zu können.'
Ob Otto Reutter Heinrich Haehling von Lanzenauer später einmal persönlich begegnet ist, lässt sich nicht mehr nachweisen. Dem Mimen und Sänger war es jedoch wichtig, trotz seines unsteten und von vielen Reisen geprägten Lebens einen persönlichen Beitrag für die Dessauer Orgel zu leisten.
Die Feith-Orgel wurde beim Bombenangriff auf Dessau am 7. März 1945 zerstört.
In der katholischen Schlosskirche St. Maria in Köthen findet sich heute noch eine hervorragend erhaltene Feith-Orgel aus dem Jahre 1933. Ihr ungewöhnlicher Orgelprospekt harmoniert erfreulich mit dem neuen Kunstfenster des bekannten Leipziger Malers Michael Triegel.