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Leseprobe für das Buch Die 'Fellows' von Peter Holzwig:

Die Beatband
Und nun - bei dem eingangs erwähnten Schulhofgespräch - ging es nicht mehr um Skiffle, sondern eben um den Einstieg in eine waschechte Beatband, die sich in Mörsenbroich gegründet hatte, und zwar um den Einstieg als Tastenmann.
Hannes und seit neuestem auch Micki waren mit von der Partie und noch drei andere, die ich nicht kannte. Ich wusste lediglich, dass diese Gruppe schon länger bestand. Geprobt wurde in einem Kellerraum der St.-Franziskus-Pfarrgemeinde.
Nicht lange nach dem denkwürdigen Pausenhofplausch betrat ich gegen Abend erstmalig den Raum, wo die Band probte, sozusagen den heiligen Tempel. Der präsentierte sich im recht nüchternen 60er-Jahre-Schick mit niedriger Decke, Ziegelmauerwerk und irgendwie konfus. Hier passt nun wirklich nix zusammen, dachte ich. Die disparate Möblierung lag allerdings daran, dass es sich - wie ich noch merken sollte - um ein Mehrzweck-Sälchen handelte.

Aus der schummrigen Zerstreutheit schälten sich die weiteren Gruppenmitglieder Georg, Gerhard und Werner. '’n Tach auch.'
Georg spielte die Leadgitarre, ein beeindruckendes Erzeugnis der Firma Framus. Er war von mittlerer Größe, hatte viel Humor und kleidete sich modisch. Sein dunkles Haar bildete eine kesse Stirntolle aus. Die großen Augen unter recht schweren Lidern blickten wach. Er wirkte stets ruhig und diszipliniert. 'Anschein’s schon!' und 'Da frag’ i mi doch!' waren zwei seiner Lieblingsredewendungen.
Gerhard war ein lustiger Vogel, sehr schlank, beinahe hager und mit bereits etwas schütterem Blondhaar. Meistens vor sich hinschmunzelnd - 'Dat hälste jar nich aus!' - wirkte er insgesamt sehr gelassen. Er war der Bassist der Gruppe und nannte ein Exemplar des berühmten 'Beatles-Basses' 500/1 der Marke Höfner sein Eigen. Auf der Bühne und im übertragenen Sinn agierte er stets hintergründig.
Später erfuhr ich, dass Gerhard 1966 aufgrund der Zeitungsanzeige einer Band an sein Instrument gekommen war. Hannes habe den Verkäufer in Schiefbahn (heute Willich-Schiefbahn) noch 'runtergehandelt', so dass der Bass keine 400 Mark gekostet habe.
Der hauptamtliche Sänger der Gruppe, Werner, hatte kleine, verschmitzte Augen. Dunkle, wie geölt wirkende Locken fielen ihm in die Stirn. Stets trug er einen Kamm in der rechten Gesäßtasche, um in schöner Regelmäßigkeit die Haare aus dem Gesicht und an den Seiten zurückzukämmen. Wie sich herausstellte, kleidete er sich gerne in Anzüge, eine schmale Krawatte lässig um den offenen Kragen des weißen Hemdes geschlungen. Schwarze, spitze Schuhe vervollständigten das Outfit. Irgendwie sah er aus wie eine Mischung aus Rock-and-Roller und seinem eigenen Arbeitgeber.

An diesem ersten Abend gab es viel zu quatschen. Man verstand sich auf Anhieb.
Die Jungs nannten sich, wie ich schon wusste, 'The Fellows'. Keine Ahnung, warum. Vielleicht eine unbewusste Reminiszenz an die gemeinsame Messdiener-Kameradereien.

'Die Gefährten' besaßen, nachdem sie sich zunächst mit Radios als Verstärkern beholfen hatten, Röhrenkofferverstärker diverser Provenienz, zwei bis drei Mikrophonständer, Sennheiser-Mikros und ein schwarzes Schlagzeug der Marke Ludwig, das von Hannes bearbeitet wurde.

Für mich war natürlich entscheidend: Zur Ausstattung des Raumes gehörte zudem ein Klavier!

Gehen wir einmal davon aus, dass bei unserem denkwürdigen Meeting die Stammband dem Neuling ein paar Stücke aus ihrem noch kleinen Repertoire vorstellte: 'Apache' von den altehrwürdigen Shadows könnte dazu gehört haben, aber auch durchaus nicht leicht nachzuspielende und nachzusingende Hits wie 'Nowhere man' von den Beatles oder 'Sha-La-La-La-Lee' von den Small Faces. Wobei ich zumindest vokal bereits mit hätte einsteigen können.
Als 'der Tastenmann' nach seiner ersten Fellow-Bandprobe mit der quietschenden Straßenbahn nach Hause fuhr, erklang die Musik in steten Wiederholungen in ihm weiter. Ein Phänomen, das sich noch oft ereignen sollte.


***

Erste Auftritte?

Von nun an wurde regelmäßig einmal die Woche geprobt. Die elektrische Verstärkung von Instrumenten und Stimmen sorgte für einen satten Lärmpegel.
Aber auch Drummer Hannes war nicht faul. Er hatte die Eigenart, an lauten Stellen oder bei den durchaus häufig vorkommenden Schlagzeugsoli die ohnehin schon dicken Schlagzeugstöcke umzudrehen und mit dem voluminösen Griffende auf die armen Gerätschaften einzuprügeln - O-Ton 'Neue Rhein Zeitung' (NRZ): 'Für den nötigen Blechbeat sorgte Johannes B.'
Er war damit jedenfalls wesentlich an der sich des Öfteren entwickelnden Lärmspirale beteiligt. Aufgrund zunehmender Ertaubung - irgendwie machten die Ohren, wenn auch stets nur vorübergehend, dicht - und um sich überhaupt selbst hören zu können, drehten die anderen ihre Instrumente lauter, was schließlich zu einer doch recht kräftigen Sound-Gemengelage eskalierte.