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Leseprobe für das Buch Jesus - Begegnen und Segnen
Die Geschichte im Gedichte
von Martin Stährmann, Martin Staehrmann:

Was folgt

Was folgt, ist die Geschichte
von Jesus, der kundtun kann:
Bald bricht Gottes neues Reich an.
Es folgen siebzig Gedichte.

Es gäbe noch viel, viel mehr
von Jesus zu berichten –
Taten, Worte, Geschichten,
spannend und revolutionär.

Würde nichts ausgelassen,
alles zusammengestellt,
so könnte die ganze Welt
diese Bücher nicht fassen.


Markus 1,1 / Lukas 1,1 / Johannes 21,25

1 Dunkle Zeit

Die Juden leben in einer dunklen Zeit,
lange schon – sehnen sich, dass Gott sie befreit.
Ihr Land gehört Gott allein, das glauben sie.
An die Besatzer gewöhnen sie sich nie.

Die Römer beuten die Menschen schamlos aus,
pressen hohe Steuern aus ihnen heraus.
Viele Menschen leben in bitterer Not,
hungern, mühen sich um das tägliche Brot.

Tapfere Männer wagen die Rebellion
gegen die Fremden, gegen die schwere Fron.
Jeden Aufstand schlagen die Römer nieder,
doch Kämpfer versuchen es immer wieder.

Brutal bekämpfen die Herrscher den Widerstand.
Die Soldaten plündern, stecken Dörfer in Brand,
vertreiben Menschen, verbreiten das Grauen,
foltern Männer, vergewaltigen Frauen.

Und ans Kreuz nageln die Römer jeden Mann,
der ein Rebell ist – oder einer sein kann.
Ihr Kaiser wird per Treueid als Gott verehrt;
wer’s nicht tut, dessen Leben ist nichts mehr wert.

Die Verzweiflung der Menschen ist unermesslich.
Doch die uralte Hoffnung ist unvergesslich:
Ein Retter wird kommen und sie erlösen
von den verhassten Fremden, von allem Bösen.

Matthäus 2,5+6 / Lukas 2,1-3; 13,1


2 Das Kind

Im Orient geschieht es in jener Zeit
und schreibt Geschichte für die Ewigkeit.
Auf dem Kaiserthron in Rom sitzt Augustus,
sein Statthalter vor Ort ist Quirinius.

Der Kaiser ordnet eine Volkszählung an,
dass jeder für die Steuer erfasst sein kann.
Für die Zählung muss jeder in die Stadt,
wo er die Vorfahren und Wurzeln hat.

Josef lebt in Nazareth, in Galiläa,
doch er stammt aus Betlehem in Judäa;
David, der große König, kam einst von dort.
Für die Steuer muss Josef in diesen Ort.

Seine Frau Maria muss mit; ein langer,
mühsamer Weg ist es, denn sie ist schwanger.
Im Traum erschien ein Engel, der ihr verheißt:
„Ein Kind wirst du bekommen aus Gottes Geist.“

Doch Betlehem ist überfüllt überall;
einen Platz finden sie nur in einem Stall.
Und herbei kommt die Zeit, während sie dort sind:
Maria, noch jung, bringt in die Welt ihr Kind.

. ***

Nicht weit davon sind Hirten in der Nacht
auf dem Feld, geben auf die Schafe acht.
Plötzlich leuchtet gleißendes Licht um sie.
Die Hirten fürchten sich wie noch nie.

Und ein Engel kommt und spricht:
„Ihr Hirten, fürchtet euch nicht!
Hört die frohe Botschaft heute
für euch und für alle Leute:

Der Retter ist auserkoren,
ist in Betlehem geboren.
Ihr findet einen Stall als Ort,
das Kind liegt in der Krippe dort.“

Da singen Engelheere:
„Gott im Himmel sei Ehre!
Den Frieden auf Erden gibt
er den Menschen, die er liebt.“

Die Engel fliegen in den Himmel empor.
Die Hirten sehen sich an, einer schlägt vor:
„Wir wollen schnell nach Betlehem gehen
und es mit eigenen Augen sehen!“

Und sie sehen, als sie angekommen sind,
im Stall Maria, Josef und das Kind,
das weinend in der Futterkrippe liegt,
bis Maria Jesus nimmt und ihn wiegt.

Die Hirten erzählen, was nahe der Stadt
im hellen Licht der Engel gesprochen hat.
Durch den ganzen Stall geht ein lautes Raunen –
alle, die hier sind, wundern sich und staunen.

Die Hirten kehren zu den Schafen zurück,
ihre Herzen sind voll von Dank und von Glück.

Lukas 2,1-20; 1,26-38 / Matthäus 1,16-25



7 Das Feuer

In mir brennt das Feuer allezeit –
das Licht. Das will ich weitergeben
an alle Menschen, in ihr Leben,
in ihre Angst und Not und Dunkelheit.

Den Menschen will ich sie bringen –
von Gott die beglückende Botschaft:
von dem Gott, der Gerechtigkeit schafft,
eure Freiheit will in allen Dingen.

Von dem Gott, der euch liebt von Grund auf,
der euch mit Wärme begegnet
und euer Leben täglich segnet.
Gott erlöst euch, richtet sein Reich auf.

Für ihn die Herzen aufschließen will ich,
dass sie sich öffnen für eine Wende.
Diesen Weg gehe ich bis zum Ende.
Für diesen Gott der Liebe brenne ich.

Matthäus 5,6 / Markus 1,15 / Lukas 12,49 /
Johannes 1,5; 3,19; 8,12; 17,26

68 Der Neubeginn

Am ersten Tag nach dem Sabbat
kommen früh ans Grab die Frauen,
wollen nach dem Toten schauen;
es ist noch dunkel in der Stadt.

Duftöl haben sie mitgebracht,
ihm zur Ehre, nach dem, was geschah,
auch Maria aus Magdala.
In ihr drin ist es tiefste Nacht.

Starr, leblos, wie tot fühlt sie sich.
Und sieht: Weg ist der große Stein!
Sie ist entsetzt: „Wo mag Jesus sein?
Wer hat ihn geholt?“ Sie weint bitterlich.

Die Grabkammer steht offen hier.
Sie beugt sich hinunter, sieht hinein:
Das Grab ist leer! „Das kann nicht sein!“
Sie sieht zwei Engel. Die sagen ihr:

„Ihr findet ihn nicht an diesem Orte.
Warum sucht bei den Toten ihr?
Er ist lebendig. Er ist nicht hier.
Erinnert euch an seine Worte

vom Leben in Gottes neuem Reich.
Dass er sterben wird und auferstehen.
Das Leben wird weitergehen.
Macht weiter! Gebt nicht auf sogleich!“

Maria versteht nicht. Sie ist verwirrt.
Sie dreht sich um und sieht: Da steht ein Mann.
Der fragt sie: „Frau, warum weinst du fortan?
Wen suchst du hier? Du hast dich verirrt.“

„Der Totengräber!“, denkt sie und fragt:
„Sag mir, wo hast du den Toten hin?“
Der Mann sagt: „Maria!“ Sie erkennt ihn,
ruft: „Jesus! Du lebst!“ Doch er sagt:

„Maria, rühre mich nicht an.
Sage den andern: Ich kehre voll Glück
zu meinem und eurem Vater zurück,
zu Gott, der Leben neu schenken kann.“

Und sie versteht: Sie muss ihn hergeben.
Er geht. Nun kann auch sie auferstehen
und muss nicht mehr nach hinten sehen,
findet den Weg zurück ins Leben.

. ***

Am ersten Tag der Woche gehen
von Jerusalem nach Emmaus
zwei treue Jünger von Jesus,
reden über das Geschehen.

Ein Mann nähert sich, grüßt sie und geht
mit ihnen den Weg, hört zu und fragt:
„Was habt ihr erlebt, das euch so plagt?
Erklärt mir doch, worum es sich dreht.“

Da bleiben sie traurig stehen.
Einer von ihnen fragt zurück:
„Weißt du denn nichts von dem Unglück,
von dem schrecklichen Geschehen?“

„Was war das?“, fragt der Fremde sacht.
„Das mit Jesus! Ein Prophet war der!
Große Dinge gesagt hat er.
Und unglaubliche Wunder vollbracht.

Die Priester hatten es abgesehen
auf ihn, sie haben ihn beschuldigt;
die Römer haben ihn gekreuzigt.
Vorgestern erst ist das geschehen.

Und wir hatten gehofft, er sei
gekommen, um uns zu erlösen
von den Römern, von allem Bösen.
Und plötzlich ist alles vorbei.

Doch heute Morgen, gar nicht lang her,
da ist Seltsames geschehen:
Frauen wollten nach dem Grab sehen.
Dies stand offen, und es war leer!

‚Jesus lebt‘, sagten Engel schlicht.
Auch Männer gingen, überzeugten sich:
Das Grab war leer! Ja, tatsächlich!
Doch gesehen haben sie ihn nicht.“

„Jesus hat das selbst so gewählt,
Gottes Plan war das Geschehen.
Ich helfe euch, es zu verstehen.“
Und der Mann erklärt und erzählt.

Die Zeit vergeht wie von allein;
sie kommen ins Dorf Emmaus,
der Fremde nimmt Abschied zum Schluss.
Doch die Jünger laden ihn ein:

„Bleibe bei uns! Der Tag neigt sich
und die Dunkelheit zieht heran.“
Ihre Einladung nimmt er an:
„Danke, gern, ihr seid gastfreundlich.“

Sie legen sich an den Tisch im Haus
zum Essen. Der Mann nimmt das Brot, dankt Gott für Brot und Hilfe in Not,
bricht das Brot in Stücke, teilt es aus.

Da gehen ihnen die Augen auf.
„Es ist Jesus!“ Sie sind außer sich!
Doch da verschwindet er plötzlich,
die Gestalt löst sich vor ihnen auf.

Die beiden können es kaum fassen!
„Wie Feuer hat unser Herz gebrannt,
als er mit uns ging und unverwandt
uns alles hat verstehen lassen!“

Sie gehen nach Jerusalem, gehen
zurück zu den andern, es ist schon Nacht,
und erzählen, was sie glücklich macht:
„Wir haben Jesus gesehen!“

. ***

Die Freunde von Jesus treffen sich
am Abend. Sie trinken und essen,
sprechen vom Erlebten indessen.
Vor der Obrigkeit fürchten sie sich.

Die Tür ist verriegelt, sie sind ängstlich.
Maria erzählt vom Geschehen:
„Ich habe Jesus gesehen!“
Die anderen sind zögerlich.

Da erzählen, schon in der Dunkelheit,
die zwei aus Emmaus vom Geschehen:
„Wir haben Jesus gesehen!“
Die anderen sind noch nicht soweit.

Das zu glauben, sind sie nicht bereit.
Da – sie trauen ihren Augen nicht –
erscheint Jesus aus dem Nichts und spricht:
„Friede sei mit euch allezeit!

Für euch habe ich einen Auftrag:
Sagt den Menschen, dass Gott sie liebt,
ihnen Frieden, Freude, Freiheit gibt
für ihr Leben mit ihm Tag für Tag.

Ladet alle in Gottes Reich ein!
Das sollt ihr ihnen weitergeben.
Und helft ihnen, danach zu leben.
Ich werde immer bei euch sein.“

Johannes 20,1-23 / Lukas 24,5-7.13-35 / Matthäus 28,19+20