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Leseprobe für das Buch Theresias Töchter II. Teil von Sefi Schöndorfer:

'Ist deine Mama daheim?', wurde sie gefragt.
Sie balancierte und balancierte und dann lag sie doch im Schnee.
'Hab ich dich so erschreckt?', fragte der Mann und sein schwarzes Gesicht lächelte, dabei funkelte das Weiß seiner Augen.
'Ein Geist?' - 'Hast du noch keinen Kaminfeger gesehen?'
'Wohl', sagte das Mädchen und erhob sich. 'Die Mame ist daheim.'
'Gut. Dann bring mich zu ihr', sagte der Kaminfeger.
'Warum bist du so schwarz?'
'Vom Ruß im Kamin', sagte der Mann lächelnd.
Sophie fuhr mit den Fingern über die schwarze Kleidung.
'Mame sagt, der Kaminfeger bringt Glück', erwiderte das Mädchen und sah auf ihren schwarzen Finger. 'Oh', sagte sie.
'Das wird dann wohl so sein. Ich will dir ganz viel Glück bringen. Und was wünscht du dir dann?', fragte der schwarze Mann gespannt.
Sophie überlegte nicht lange und freudig kam es aus ihrem Mund: 'Dass mein Tate wieder gesund wird. Und einen Schlitten.'
Überrascht blickte der Kaminfeger auf das Kind, das nun vor ihm stand, die Augen voller Hoffnung auf ihn gerichtet.
'Ist dein Tate denn krank?'
'Ja. Und die Mame geht heute ins Krankenhaus.'
'Dein Tate heißt Jakob?'
'Ja, und deshalb brauch er viel Glück.' Treuherzig sah sie in das schwarze Gesicht.
'Und was fehlt ihm?', fragte er und versuchte dabei möglichst gleichgültig zu klingen.
Sophie zuckte mit den Achseln. 'Ich weiß nicht. Du musst die Mame fragen', tat sie nun wichtig und eilte voraus.
'Nicht so schnell!', rief der Kaminfeger. 'Wie heißt du eigentlich?'
Sophie blieb stehen und wartete. 'Sophie heiße ich. Ich hab noch eine Schwester und die heißt Reserl', antwortete das Mädchen und sah den schwarzen Mann an.
'Dein Name gefällt mir!' - 'Und Reserl?', wollte das Kind wissen und stellte sich vor den Kaminfeger hin.
'Ist auch schön. Aber Sophie ... ist noch schöner', meinte er und übersah nicht den strahlenden Blick.
'Und dafür bringst du mich jetzt zu deiner Mama.'
'Du musst da über den Balkon gehen. Ich mag noch nicht hineingehen.'
Sophie trat zur Seite und der Kaminfeger konnte an ihr vorbeigehen.
'Du bist mir eine. Ich soll dir Glück bringen und du zeigst mir nicht einmal den Weg', sagte er scherzend.
'Bringst du mir jetzt kein Glück?', fragte das Kind mit bangem Blick auf den schwarzen Mann.
'Sophie, dir bring ich immer Glück', sagte er und als er die glücklichen Augen des Kindes sah, glaubte er beinah selbst daran, dass er ein Glücksbringer war. Sophie lief dann neben dem Kaminfeger her und griff nach seiner Hand. Der Mann blieb stehen, sah auf das Kind hinunter und sagte dann: 'Ich bring dir ganz viel Glück. Du musst mir aber versprechen, dass du deine Hand nicht wäscht.'
'Ja, ich versprech es dir. Du musst der Mame das sagen, sonst schimpft sie mich.'
'Mach ich, Sophie, sofort wenn ich mit ihr spreche.'
Sophie ging neben dem Kaminfeger einher und ließ seine Hand nicht los. Auch als sie die Küche betraten, hielt sie immer noch die Hand des schwarzen Mannes. Theresia wunderte sich, schwieg aber noch.
'Mame, er bringt mir Glück. Der Tate kommt dann auch wieder heim', beeilte sich das Mädchen und sagte noch: 'Und unser Tate wird wieder gesund.'
'Ja Sophie, ganz bestimmt', erwiderte die Mutter und warf einen vielsagenden Blick auf Sophies Glücksbringer.
'Ist es etwas Ernstes?', wollte der Mann wissen.
'Ja leider', sagte Theresia und ein tiefer Seufzer löste sich von ihrer Brust. 'Ein Schlaganfall', berichtete sie. 'Heute Nachmittag will ich zu ihm. Er wird bestimmt etwas brauchen.'
'Sicherlich. Dann hast du’s jetzt besonders schwer. Weißt was, Theresia, bei dir kehre ich heute keinen Kamin, dann sparst dir schon das Geld. Ich setz mich lieber auf die Bank und red mit dir ...' Er schwieg kurz. 'Hast einen Tee für mich? Was Warmes wäre ganz gut.'
'Sicher! Kochendes Wasser habe ich auch.'
Sophie ließ den schwarzen Mann keinen Moment unbeobachtet. Besonders aufregend war es für sie, als er in eine Innentasche griff und eine Pfeife hervorholte.
'Mame, wie der Tate!', tat das Mädchen erstaunt und das schwarze Gesicht schmunzelte.
Theresia stellte den großen Emailbecher gefüllt mit Tee vor dem Kaminfeger auf den Tisch. Als der Mann dann einen Flachmann aus seiner Jackentasche holte und etwas Flüssiges in den Tee gab, rückte Sophie immer näher, um ja nichts zu verpassen.
'Sophie, wenn du herinnen bleibst, zieh die Schuhe aus', sagte Theresia, als sie sah, wie die Wasserlache unter dem Tisch immer größer wurde.
Nun sah der Kaminfeger nach unten. 'Tut mir leid. Von mir ist auch Wasser dabei.'
'Das macht nichts. Nur die Kinder müssen das lernen. Die springen den ganzen Tag aus und ein.' Sophie blieb sitzen und kümmerte sich nicht um Theresias Anweisung. Theresia griff nach einem Putzlappen, der über dem Eimer hing und legte ihn auf die Wasserlache. Danach wand sie den Lumpen über dem Eimer aus.
'Das war dem Tate seine Unterhose', meinte Sophie und zeigte auf den Lumpen.
'Ist schon schlimm für euch. Jetzt wo die Not am größten ist, gibt’s nix zu kaufen. Und das Geld ist nichts wert.'
'Wem sagst du das. Der Jakob hat immer einigermaßen für uns gesorgt. Und jetzt? Die Kinder bekommen immer weniger zu essen.'
'Ist ein Kreuz, ich seh viel Elend in den Häusern', sagte der schwarze Mann und schenkte noch einmal Schnaps aus dem Flachmann nach.
'Du musst versuchen, dass du bei den Bauern Arbeit bekommst. Geld wirst du wohl keines bekommen, aber etwas Essen gibt es allemal.'
'Hast recht. Im Winter könnte ich bei den Bauern die Wolle spinnen.'
'Soll ich für dich fragen? Ich komm in alle Häuser', bot sich der Kaminfeger an. 'Wenn du das versuchen würdest', erwiderte Theresia hoffnungsvoll.
'So, jetzt muss ich gehen. Ich gib dir auf dem Rückweg Bescheid.'
'Ich werde nicht da sein, aber ich bedanke mich', meine Theresia in ihrer schlichten Art.
'Schon recht. Wenn ich dir helfen kann, tue ich es. Pfüat euch', grüßte er freundlich.
Als er die Tür aufmachte, drängte sich kalte Luft in die Küche. Theresia fröstelte es. Der Kaminfeger blieb kurz in der offenen Tür stehen und wandte sich an Sophie: 'Nicht die Hände waschen. Du weißt, ich bringe dir Glück.' Ehe er die Tür schloss, zwinkerte er Theresia zu.
'Mame, der ist aber nett', meinte Sophie und sah stolz ihre schwarze Hand an.
'Und trotzdem wäscht du jetzt die schwarzen Hände', befahl Theresia.
'Mame, ich darf net. Sonst bringt er mir kein Glück', protestierte die kleine Sophie.
Theresia überlegte, wie sie ihre Tochter dazu bringen könnte, dass sie die Hände wusch. Sophie stieg auf die Bank und fing am Fenster an, die Eisblumen zu zerstören.