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Leseprobe für das Buch Ausgerechnet Israel - Die Leiden eines Wallfahrers von Hartmut Modes:

Leseprobe

S.11

Kein Grund zum Klagen

Aua, ich spüre einen Schmerz an meinem Kopf. Etwas hat mich aus dem Schlaf gerissen, ich bin hochgeschnellt und gegen die viel zu niedrige Decke geprallt. Um mich herum ist es stockdunkel. In der Nacht höre ich ein seltsames Geräusch, etwa wie das Geschrei von Katern nach dem Ausschütten eines Eimers Baldrian. Mehrere Katzen waren gestern beim Abendbrot anwesend und ließen sich auch streicheln. Das Geräusch wird immer heftiger und der vermeintliche Kater scheint ständig zu steigen. Ich suche die Taschenlampe, schaue auf die Uhr: viertel fünf. Wer oder was macht um diese Zeit einen so seltsamen Krach, das mir eine Gänsehaut über den Rücken läuft? Heidrun ist inzwischen wach. 'Hörst du das?, frage ich sie. 'Hast du nicht die vielen Minarette vom Bus aus gesehen?', antwortete sie. Richtig, wir sind im Orient und da schreit fünfmal am Tag der Muezzin. Ich bin froh, kein Muslim zu sein, da muss ich wenigstens nicht nachts zum Beten aufstehen. Nach einer halben Stunde ist Ruhe und ich schlafe wieder ein.

Irgendwie muss eines meiner Beine aus der Kabine heraushängen. Der Schläfer über mir hat es als Stütze beim Aussteigen benutzt, das ist recht schmerzhaft für mich und reißt mich jäh aus dem Schlaf. Draußen hat inzwischen jemand die Sonne angeknipst, es ist Zeit zum Aufstehen. Nach längerem Suchen finde ich meine Waschtasche unter dem Bademantel meines Untermieters und gehe zum Duschen. Halt, erst noch auf die Toilette. Gestern wurden wir belehrt, das Papier nicht in die Toilette zu werfen, sondern in bereitstehende Körbe. Bei den nur daumendicken Abflussrohren ist das wohl auch nötig. In der Dusche stellt sich ein neues Problem: Das Wasser spritzt in alle Richtungen, nur nicht nach unten. Nach einiger Übung gelingt es mir dennoch, Kontakt zwischen dem Wasser und meinem Körper herzustellen. Dann gibt es Frühstück...