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Eigentlich hatte ich den Traum vom eigenen Pferd schon aufgegeben, als eines Tages das vom Reitlehrer anvisierte neue Pferd in unseren Stall kam. Der Schimmel zählte gerade mal fünf Jahre, hatte keine Papiere, aber eine Geburtsbescheinigung, eine so genannte Inländer-Bescheinigung. Diese Inländer-Bescheinigung besagte, dass das Pferd kein 'Ausländer' war. Somit stand der Eintragung als Turnierpferd nichts im Wege. Obwohl der Schimmel unserem Hofbesitzer und Reitlehrer zu teuer war, für meinen Geldbeutel erwies sich das Pferd als gerade noch erschwinglich. Eine zahlende Reitbeteiligung wurde mir vom Reitlehrer auch in Aussicht gestellt. Er schlug nochmals vor, den Schimmel vier Wochen lang auszuprobieren und dafür nur die Stallmiete zu übernehmen. In meinen Träumen war mein Wunschpferd ein Rappe, ein Dunkler, zur Not auch ein Fuchs, wenn er nicht gar zu hell war. Aber ein Schimmel??? Nach den Papieren hieß mein neues Pferd in spe Faustus, ich aber nannte ihn Mikado. Mikado konnte so gut wie nichts, nur Schritt, Trab und, wenn es gar nicht mehr anders ging, auch mal Rechtsgalopp, den Linksgalopp gab es nur auf der Weide. Ich bemühte mich, dem Pferd beizubringen, auch links anzugaloppieren. Dazu ritt ich so lange Volten, bis es ihm schließlich zu dumm wurde und er ab und zu richtig, nämlich links angaloppierte. Mikado war sehr lieb und anhänglich, hatte ein angenehmes Temperament und war vor allem butterweich zu sitzen. Nach vier Wochen Probezeit hatte ich mich entschlossen, das Pferd zu kaufen, obwohl es nichts konnte. Der Kommentar meines Reitlehrers zu meinem Entschluss: 'Das Pferd ist ein sehr gutes Pferd, der Preis geht auch in Ordnung, nur ist es kein Pferd für dich.' Ich aber hatte schon mein Herz an den Schimmel, der noch sehr dunkel war und gar nicht wie ein Schimmel aussah, verloren und wollte ihn deshalb nicht mehr hergeben. Also kaufte ich mein erstes eigenes Pferd. Es heißt: Gute Pferde haben keine Farbe, deshalb war mein erstes Pferd ein Schimmel, eigentlich die einzige Farbe, die ich nicht gewollt hatte. Manche Pferde springen freiwillig Glücklicherweise erholte sich mein Schimmel sehr schnell, obwohl es keiner geglaubt hatte. Die Druse hatte keinerlei Schäden hinterlassen. Kurz vor Weihnachten ritten eine Freundin und ich schwätzender Weise am hingegebenen Zügel in der Halle herum. In der Mitte der Reithalle stand ein Sprung, eine so genannte leere Stange, ca. 1,30 m bis 1,40 m hoch, die sich eine Springreiterin (Deutsche Meisterin) zum Training in der Halle aufgebaut hatte. Mein Pferd erschrak aus einem mir unbekannten Grunde, schoss wie der Blitz davon und man glaubt es kaum, sauber über die leere Stange. Aber Mikado hatte mich dabei unterwegs verloren. Nun war jedem klar, mein neues Pferd konnte springen, aber wollte es auch? Überall heißt es, kein Pferd springt von Natur aus freiwillig, da es in der Regel das Hindernis umläuft. Dies widerlegt jedoch ein Erlebnis, das ich mit meinem Pferd Mikado hatte. Der Schimmel durfte auf eine Weide, in deren Mitte eine alte mit Wasser gefüllte Kiesgrube lag. An den Rändern des Baggerlochs befand sich ein schmaler Weg, auf dem die Pferde um die Kiesgrube herum laufen konnten. Die Weide grenzte an einer Seite an den Springplatz, der aber durch einen Zaun abgesichert war. Ab und zu durften die Pferde auf die Koppel rechts vom Baggerloch. Dort weidete mein Pferd und sah die anderen Pferde auf der linken Seite. Anstatt um das Baggerloch herumzulaufen, sprang er aus der Weide über die Eingrenzung des Springplatzes den kürzesten Weg über das Billard[1] nehmend, das heißt Aufsprung, dann drei Galoppsprünge, Absprung und dann über die Abgrenzung am Springplatz die Böschung hoch zu den anderen Pferden. Dort angekommen, graste er gemütlich Kopf an Kopf mit seinen Kumpels. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass mein Schimmel nicht mehr allein sein wollte; er brauchte Gesellschaft, sei es ein Pferd oder sei es ein Mensch. Ein anderes Mal war Mikado als erster auf der Weide. Er konnte wohl nicht abwarten, bis ein Kumpel von ihm erschien, also lief er um die Kiesgrube, um zu sehen, ob ein anderes Pferd kam. Wenn weder ein anderes Pferd noch ein Mensch zu sehen war, wurde es ihm langweilig und er hechtete über den Zaun auf den Springplatz und sprang hintereinander fast alle Hindernisse, bis 'endlich' ein Wiehern von der Weide her zu ihm klang. Sobald er dies hörte, machte er kurz kehrt und sprang wieder in die Weide, umrundete die Kiesgrube und begrüßte freundlich seinen Kumpel. |