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Meine Begleiter*innen/TIERAPEUTEN Meine Fach- und Arbeitsbereiche Wirksamkeit tiergestützter Arbeit Beobachtbare Wirkungen in meinen Einsätzen Einsatz- und Fachbereiche Einsatz in Alten- und Pflegeheimen Einsatz bei Menschen mit Demenz Einsatz bei Trauernden Einsatz in der Sterbebegleitung – Palliative Care Einsatz bei Menschen mit Depression Einsatz bei Aidspatienten Einsatz bei onkologischen Patienten Einsatz bei Kindern und Jugendlichen Andere Tierapeuten Ziele tiergestützter Intervention Eignung & Qualifikation von Hund und Mensch Das Interaktionsfeld Voraussetzungen für den Teilnehmer/Empfänger der TGI Gebote für gelingende Begegnungen & Einsätze Hygiene & Rechtliches Der Einsatz 52 Ideen für Einsätze Pausen und Ausgleich für Piccolino Abschied nehmen Feedback & Dank von An- und Zugehörigen Nachwort Quellennachweis Abbildungen Bezugsquellen Vorwort Liebe Leser*innen, Tiere, insbesondere Hunde wie mein Piccolino, sind für mich in meiner tagtäglichen Arbeit nicht nur Assistenten, sondern oft DIE Türöffner – oder Herzöffner – sowie die Brücke direkt zum Herzen der Menschen, die ich begleite. Sei es bei der hochbetagten Dame im Pflegeheim, der demenziell erkrankten Seniorin in der Tagesstätte, einem bald Sterbenden im Hospiz oder auf der Palliativstation, bei trauernden Zurückgebliebenen und betroffenen Angehörigen. In den letzten Jahren durfte ich viele Begegnungen und emotionale Augenblicke mit meinen Hunden im täglichen Einsatz erleben. Begegnungen, die nicht selten unter die Haut gingen und mich immer und immer wieder aufs Neue berühren. Dabei beobachte ich unaufhörlich einen Effekt, der ohne Hund so nicht „herstellbar“ oder „machbar“ wäre. Es sind Momente, in denen die zu Begleitenden Wohlbefinden verspüren können und in solchen Situationen Lebensfreude erleben, in denen scheinbar gar nichts mehr hilft. Piccolino wird dann zum weltbesten Zuhörer, Seelenstreichler, liebevollen Trostspender, Freund und Wegbegleiter. Er schenkt Zuversicht und Hoffnung. Diese heilsame Wirkung bei den Begegnungen ist für mich inzwischen unbestritten, erlebe ich diese beständig seit Jahren. Piccolino und ich möchten Ihnen über diese Erfahrungen berichten, Einblicke in die tiergestützte Intervention und Therapie ermöglichen und viele Impulse, Ideen, Tipps & Tricks für Einsätze an die Hand geben. Im Text finden Sie auch Ziffern, von B1 bis B6, die zur Bezugsquelle am Ende des Buches führen, um schnell und unkompliziert das jeweilige Einsatz-Material zu finden. Grundvoraussetzungen für den Tierapeuten Im Grunde können allerlei Rassen, ja sogar andere Tiere daran teilnehmen. Es ist wichtig, dass das Tier: 1. ein freundliches, offenes Wesen hat 2. sozial verträglich ist 3. einen Grundgehorsam mitbringt 4. nicht schreckhaft ist 5. sich durch Stress und Unruhe nicht irritieren lässt 6. Motivation für verschiedene Aufgaben hat 7. gesund ist 8. ein gutes Team mit seinem Mensch bildet und dadurch gut führbar und lenkbar ist. Überforderung beim Hund erkenne ich beispielsweise durch übermäßiges Hecheln, sich abwenden, wegdrehen, kratzen, schütteln, gähnen, winseln, fiepen oder auch dem Versuch zu schnappen. Auch Durchfall und Erbrechen kann ein Zeichen für „zu viel“ sein. Sie kennen Ihren Hund am besten! Wie sorge ich dafür, dass auch der Hund Freude hat und nicht nur „als Mittel zum Zweck“ benutzt wird? Eine wichtige Frage! Neulich dachte ich mir: Verlange ich nicht tagtäglich ganz schön viel von meinem Piccolino? Er soll sich über jeden Patienten und über alle, die wir besuchen, schwanzwedelnd freuen, aber dabei bitte nicht hochspringen, anknabbern und sabbern. Er soll ständig präsent sein, Kunststücke zeigen, für Fotos auf die Sekunde parat stehen, auf Knopfdruck kuscheln, sich anschmiegen. Und wenn er ein Leckerli von Patienten bekommt, soll er sie weder zwicken noch abschlabbern und schon gar nicht endlos weiterbetteln. Dabei ist Piccolino ja auch „nur ein Mensch“, ein Lebewesen und keine Maschine. Er ist zwar ein sogenannter „WorkingDog“, ein Therapiehund, aber er hat seinen ganz eigenen Kopf, seine ganz eigene Stimmung und seine Bedürfnisse. Und so sehr er mit mir unseren Patienten/Menschen „dient“, darf er auch mal zickig sein, mal keine Lust haben und nicht zack! in dem Moment auf den Punkt immer alles tun, was ich/wir von ihm wünschen/verlangen. Auch ein Therapiehund darf und muss seine Eigenheiten und Fehler haben wie jedes Lebewesen, ohne dass wir ungeduldig werden. Wenn er kein „Platz“ auf dem kalten Boden macht, ist es ja kein Weltuntergang. Ich plädiere daher auch für nicht populäre Entscheidungen wie diese, denn mein Piccolino muss nicht alles können, was ich mir vorstelle, was er können müsste. Was packe ich für den Einsatz ein? Ich nehme alles mit, was der Hund für sein Wohlbefinden benötigt, z.B. Decke, Bettchen, Wassernapf, besondere Leckerchen zur Belohnung, Spielzeug. Seine Decke benutze ich, um ihm Rückzugsorte zu schaffen, gerade auch in fremder Umgebung. Piccolino hat seine eigene Tasche dabei und wenn er müde wird, es ihm zu viel wird, legt er sich dort hinein. Abschied nehmen Piccolino: Manchmal, so wie heute, ist der Mensch, den wir tagelang oder wochenlang besucht haben, einfach nicht mehr da, er ist einfach weg... Der kuschelige Sessel oder das Bett ist leer. Ich schau dann nochmal nach und schnüffle, weil ich es nicht glauben kann. Doch es wird leer bleiben, es wird eine Lücke bleiben. Aber Frauchen sagt, das ist leider so. In unserer Arbeit müssen wir uns immer wieder verabschieden und wir müssen uns dann um die, die noch da sind, die zurückbleiben, kümmern. Abschied nehmen gehört in unserem palliativen und geriatrischen Fachbereich einfach dazu. Auch Piccolino muss immer wieder Abschied nehmen. Piccolino: Herr S. hält seinen Teddybär und mich noch einmal ganz fest. Wer weiß, ob das nicht schon sein Abschied ist... Ich habe mich nochmal schön hingekuschelt. Frauchen zeigte mir genau wo, um nichts von den Medizingeräten durcheinander zu bringen. Dann atmete er gleichmäßig und ruhig. Abschied – Verlust, Tod und Trauer stellen auch für mich immer wieder eine emotionale Herausforderung dar. Ob beruflich oder privat. Ich möchte ein Beispiel dazu erzählen, bei dem sich der private Schmerz mit meinem Dienst vermischten. Als mein kleiner Maxl, der Vorgänger von Piccolino, bei einem Autounfall plötzlich ums Leben gekommen ist, hatte er mich bis dahin täglich zur Arbeit begleitet. Mein erster Patient nach dem Unfall war ein älterer schwer erkrankter Mann, der selbst Hundezüchter war und eine besondere Bindung zu Maxl hatte. Als ich in sein Zimmer trat, fragte er natürlich sogleich – an mir vorbeischauend und nach Maxl suchend –, wo denn die kleine weiße „Fußhupe“ (er züchtete richtige Hunde, große!) sei, die normal unten an meinen Füßen an mir vorbeirannte und sonst schon schwanzwedelnd an seinem Rollstuhl oder Bett stand. Ich erzählte von dem blöden Unfall, mit Tränen in den Augen… Aber dabei deutete ich auf meine kleine Tasche, die ich umhatte. Darin lag schlafend Piccolino, knapp 600 Gramm schwer. Herr P. wollte ihn natürlich gleich ansehen und zu sich ins Bett holen. Ich warnte ihn, denn ich wollte doch erst einmal mit ihm Pipi machen gehen, wenn er aufwacht. Doch er nahm ihn zack! zu sich und sagte: „Na und? Ich hab hier doch ne Unterlage drin. Er wäre nicht der einzige, der hier so unter sich mache…“ Wir lachten beide, obgleich dieser intimen und sicherlich nicht einfachen Situation für Herrn P. Die beiden spielten und zerrten ein bisschen im Bett, bis sie beide erschöpft einschliefen. (Wir schafften es übrigens zwischendrin noch rechtzeitig, Pipi auf die Terrasse zu machen.) Als ich mich wieder auf den Weg machen wollte, extra leise, damit niemand der beiden aufwacht, öffnete Herr P. seine Augen und sagte: „Soll ich dei‘m Maxl einen schönen Gruß sagen, wenn ich oben ankomme?“ Dabei deutete er nach oben zum Himmel. Ich fragte, ob es denn schon soweit sei. Er meinte nur, dass es nicht mehr lange dauert. Am nächsten Morgen bekam ich einen Anruf, er sei in den frühen Morgenstunden im Kreis seiner Familie eingeschlafen. Manchmal wissen wir nicht, wie wir mit Tod und Trauer umgehen sollen. Um in diesem Bereich dauerhaft arbeiten zu können, ist es wichtig, einen guten Umgang, z.B. durch Rituale, zu finden. Wir müssen mit Verlust und Abschied gut umgehen können. Mir hilft beispielsweise: • dass ich den zu Begleitenden immer im Bewusstsein der Endlichkeit begegne, indem ich jeden in dem Wissen begleite, es könnte der letzte Besuch sein. • wenn ich Zuhause noch einmal eine Kerze entzünde, innehalte und an die Zeit, die ich mit diesem Menschen hatte, denke. • wenn ich Namen des Verstorbenen auf einen Stein schreibe, mit Piccolino eine Runde Gassi gehe und den Stein dann wieder zurück in die Natur gebe, in stillem Gedenken an den, den wir begleitet haben. • wenn Fotos von Hund und Mensch entstanden sind, sende ich den Angehörigen eine Kondolenzkarte, mit Impressionen aus den Einsätzen. Es ist wichtig, nicht gleich „zur Tagesordnung zurückzukehren“. Seien Sie achtsam mit sich. Verluste machen etwas mit uns – immer – und brauchen ein wenig Zeit, ein Innehalten, um auch dem Abschied und den Tränen einen Raum zu geben. Denn nur so können wir wieder gut weiter begleiten. 17. Einsatz-Idee: SITZGYMNASTIK Piccolino: Wenn ich zur Senioren-Sitz-Gymnastik mitkomme, sieht das so aus: Die Ringe werden geworfen, ich bringe sie zurück, ich fädele sie auf Fuß und/oder Arm oder hole sie wieder runter. Ich tippe auf Füße (abgewandeltes Pfoti), rechts links, rechts links, dazu halten mir die Damen und Herren die Füße entgegen. Tierapeut Der Hund hat gelernt, die Reifen zu apportieren, sie auf einen Arm und/oder Fuß zu fädeln oder wieder herunterzuholen usw. zu Begleitender Die Aktivitäten des Hundes animieren den Menschen zum Mitmachen. So macht Bewegung richtig Spaß! Diese Übungen sind auch im Sitzen, ja sogar im Pflegebett möglich. Dabei sind die Gymnastikreifen vielfältig einsetzbar. Tipp: Sowohl im Therapieversand als auch im Hundebedarf sind diese Gummi-Gymnastikringe in allerlei Farben und Größen zu finden. 25. Einsatz-Idee: SKATEBOARD Piccolino: Schaut mal, mein neues Skateboard! Bisher kann ich drauf stehen und sitzen, solange es sich nur minimal bewegt, richtig fahren kann ich noch nicht... Aber ich habe es auch erst heute bekommen. Da muss ich einfach noch ein bisschen üben, damit es bei den Vorführungen im Altenheim super klappt. Die werden Au-gen machen! Tierapeut Der Hund darf keine Angst vor verschiedenen Böden, vor allem welchen, die sich bewegen wie das Skateboard, haben. Dann kann er es erlernen erst darauf zu sitzen und dann auch zu fahren. Das ist gar nicht so leicht, aber ein sehr gutes Spiel für die Geschicklichkeit und das Gleichgewicht und nicht zuletzt für das Selbstvertrauen des Hundes. zu Begleitender Bei dieser Aktion darf der Mensch einfach zuschauen und sich daran erfreuen, was der Hund darbietet. Er kann im Anschluss applaudieren und den Hund wieder belohnen. 27. Einsatz-Idee: WÜRFEL Piccolino: Ich würfle mit Frauchen um die Wette! Die Seniorinnen im Altenheim lieben Würfeln, um ihr Gedächtnis zu trainieren und damit sie im Kopf fit bleiben, sagen sie. Und ich darf auch immer mitwürfeln. Tierapeut Der Hund muss es lernen, mit der Nase oder Pfote die kleinen Würfel zu bewegen, den großen Schaumstoffwürfel kann er mit der Pfote bewegen oder gar mit der Schnauze aufnehmen und hochwerfen. Wenn der Würfel mit den Hundepfoten zum Einsatz kommt, dann heißt das, dass auf jeder Seite eine spezielle Aufgabe, ein Kommando für Piccolino wartet. zu Begleitender Würfelspiele sind immer beliebt und können schnell und unkompliziert überall eingesetzt werden – der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Tipp: Kann ein Mensch den Würfel nicht mehr in die Hand nehmen oder loslassen, empfehle ich ein „Würfelglas“ – dazu einfach einen Würfel in ein Glas mit Schraubverschluss geben – siehe Foto. |