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Irgendwo in der Nähe war jemand traurig. Fridolin weckte seine Freunde und bat: 'Lauscht doch einmal mit mir, ob ihr jemand weinen hört.' Da war es wieder! Alle hatten es gehört. Ein leises Seufzen war aus nächster Nähe zu vernehmen. Die Regentropfen hatten es schnell entdeckt: Ein kleiner Regenbogen hing traurig am Himmel. Fridolin rief ihm zu: 'Was ist mit dir? Können wir dir helfen?' Da seufzte der kleine Regenbogen noch einmal und sagte: 'Ach, es ist gar nichts Schlimmes. Ich bin nur traurig, weil ich ein so kleiner Regenbogen bin. Alle sagen zu mir: Du bist nicht so schön und groß und bunt wie die anderen. Nun denke ich: ‚Die anderen Regenbögen sind viel schöner als ich. Ich kann doch aber nichts dafür, dass ich ein kleiner Regenbogen bin, die muss es doch auch geben.’' - 'Ja, hallo, kleiner Regenbogen, bist du darum traurig?', fragte Fridolin. 'Wir Regentröpfchen sind deine besten Freunde. Mal sehen, ob wir dir helfen können. Wenn du einen Wunsch hast, kannst du es uns sagen.' Etwas verlegen sagte der kleine Regenbogen: 'Ich möchte ein einziges mal nur ein schöner, großer Regenbogen sein. Dann können mich alle sehen, und niemand wird mehr sagen: ‚Du bist nicht so schön wie die anderen.’' - 'Na gut', meinte Fridolin, 'mal sehen, ob wir dir helfen können. Jetzt bist du noch klein, aber jeder wird einmal groß!' Da beratschlagten die Regentropfen, aber keiner wusste, wie dem traurigen Regenbogen geholfen werden kann. Da sagte Fridolin: 'Wenn uns nichts einfällt, müssen wir Mutter Wolke fragen.' Gleich bestürmten die Regentröpfchen die große Wolke: 'Wie kann man einem Regenbogen helfen, der glaubt, nicht so schön zu sein wie die anderen, damit er froh wird?' - 'Redet nicht alle auf einmal', entgegnete Mutter Wolke energisch. 'Ich kann gar nicht alles hören, was ihr mir sagen wollt, und nachdenken kann ich auch nicht bei so viel Lärm.' Da wurden die Regentropfen ganz still, damit Frau Wolke überlegen konnte. Dann sagte sie: 'Jetzt habe ich eine Idee. Aber ihr müsst alle mithelfen!' - 'Ja', riefen da die Tröpfchen, 'wir helfen gerne mit!' - 'Gut, dann müssen wir noch mit dem Wind reden, und auch Frau Sonne fragen. Beide brauchen wir dazu.' Alle Tröpfchen riefen laut: 'Brüderchen Wind, komm einmal her!' Der kam auch sofort herangeweht und bekam die Aufgabe, die große Wolke dorthin zu schieben, wo der kleine Regenbogen wartete. Frau Sonne sollte dann hinter ihrer Wolke hervorkommen und am Himmel lachen. Das versprach sie auch. Nun konnte es losgehen. Brüderchen Wind schob die Wolke mit den Regentröpfchen vorsichtig dorthin, wo der kleine traurige Regenbogen wartete. Fridolin und seine Freunde sollten dann zum richtigen Zeitpunkt herausspringen. Dann kam der Ruf von Mutter Wolke: 'Losspringen!' Da sprangen Fridolin und alle anderen Regentropfen hurtig aus der Wolke. Der Wind rief: 'Liebe Frau Sonne, jetzt musst du schön vom Himmel lachen, damit der Regenbogen leuchten kann!' Da kam sie hinter ihrer Wolke hervor und setzte ihr lieblichstes Lächeln auf. Es war so schön, wie man es noch nie an ihr gesehen hatte. Da begannen die Regentröpfchen, von Sonnenlicht umhüllt, vor Freude zu leuchten! Sie glaubten zu träumen. Es war eine Fülle von Farben, wie sie es noch nie erlebt hatten. Rot und Blau und Grün und Gelb flossen ineinander. Da wurde der kleine Regenbogen langsam größer und größer und reichte von der einen Seite der Erde bis zur anderen. 'Liebe Frau Sonne', rief Fridolin, 'so schön musst du immer lächeln, da werden alle Menschen froh!' - 'Ach, Fridolin', erwiderte Frau Sonne, 'ein Lächeln ist nur dann schön, wenn einer da ist, der es mit seinem Herzen sieht. Wenn es niemand bemerkt, freut sich auch keiner darüber. Aber, ihr Regentröpfchen, ich glaube, wir können dem kleinen Regenbogen noch seinen allergrößten Wunsch erfüllen.' - 'Welchen Wunsch kann denn der kleine Regenbogen noch haben?', fragten die Tröpfchen. 'Kommt nur alle heraus aus eurer Wolke. Ihr werdet es schon sehen!', antwortete Frau Sonne und lächelte geheimnisvoll. Da waren die Tröpfchen hell begeistert, aber auch neugierig. Fridolin rief ganz laut: 'Jetzt müssen auch die kleinsten Regentropfen aus der Wolke herausspringen, damit sich der kleine Regenbogen noch mehr freuen kann!' Kaum waren sie gesprungen, zeigte sich ganz zart und schüchtern ein zweiter, etwas kleinerer Bogen am Himmel. Man könnte sagen, es entstand ein Regenbogenkind. Als das der kleine Regenbogen sah, leuchtete in seinem Gesicht ein weiches, schönes Lächeln auf, von Liebe erfüllt. So wurde aus ihm der größte und schönste, der dankbarste und fröhlichste, den die Menschen auf Erden je gesehen hatten. Alle Kinder schauten zum Himmel und riefen: 'Seht mal den großen bunten Regenbogen am Himmel! So schön war noch nie einer! Er hat sogar einen zweiten dazu!' Da war alle Traurigkeit bei dem Regenbogen, der einmal so klein und unbeachtet gewesen war, verflogen. Eine unbändige Freude erfüllte sein Herz! Nun hatte er etwas, was nur ihm allein gehörte: einen eigenen, kleinen Regenbogen! Darauf war er mächtig stolz! Die Regentröpfchen, Mutter Wolke, Brüderchen Wind und Frau Sonne schauten ihn an und freuten sich. Von diesem Tage an verletzte es den Regenbogen nicht mehr, wenn seine Freunde 'kleiner Regenbogen' zu ihm sagten. Er hatte etwas ganz Wichtiges gelernt: Ich bin gar kein kleiner, unbedeutender Regenbogen. Ich bin genau so schön und groß und wichtig wie die anderen, und damit war er glücklich. Und noch etwas hatte er gelernt: Man braucht Freunde im Leben. Manchmal muss man auch ihre Hilfe annehmen. Da erglühte der kleine Regenbogen noch mehr. Bis zum heutigen Tage hatte er sich nie getraut, so unbeschwert zu strahlen! So wurde der kleine, traurige Regenbogen froh und noch schöner als je zuvor. Frau Sonne lächelte und zog sich wieder hinter ihre Wolke zum Schlafen zurück. Auch Brüderchen Wind legte sich zufrieden zur Ruhe. Mutter Wolke schaute noch einmal liebevoll auf ihre Regentröpfchen und sagte: 'Das habt ihr schön gemacht! Ich bin mächtig stolz auf euch! Nun schlaft schön, meine Lieben!' |