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Weitere Missstände in unserem Pflegesystem 7. Bemerkungen zu den geäußerten Kritikpunkten IV Verbesserungsmöglichkeiten 1. Vorbild Ausland 2. Welche Vorteile hätte das skandinavische System für uns in Deutschland? 3. Notwendige Maßnahmen des deutschen Staates 4. Was ich bisher noch nie verstanden habe 5. Ein Lösungsweg: Einrichtung 'Sorgender Gemeinschaften' V Quellenangaben VI Weitere Bücher von Norbert Necker I Ausgangslage und Blickwinkel des Verfassers Seit meinem Eintritt in den Ruhestand als Schulleiter im Jahre 2006 beschäftige ich mich mit der demografischen Entwicklung der Senioren in Deutschland, und vor 8 Jahren habe ich die Seniorengemeinschaft Obere Fils e.V. (SEGOFILS) gegründet, deren 1. Vorsitzender ich heute noch bin. Mit der Gründung dieser Organisation war die Absicht verbunden, Hilfen für ältere Menschen zu günstigen Bedingungen anzubieten, damit sie so lange wie möglich im eigenen Zuhause verbleiben können. Bei der Gründung dieser Organisation wollte ich in erster Linie * einen eigenen Beitrag zur Verbesserung der Situation der älteren Menschen leisten, * in einem überschaubaren Raum (Oberes Filstal mit 7 Gemeinden und etwa 19 000 Einwohnern) aktiv Einfluss nehmen auf die Umsetzung der erfolgsversprechenden Idee von Seniorengenossenschaften und Seniorengemeinschaften zugunsten der älteren Generation. Es reizte mich einfach, Theorie in Praxis umzusetzen. D ie von mir gegründete Organisation hat viele Berührungs- und Schnittpunkte mit dem deutschen Pflegesystem. Damit Sie also den Ausgangspunkt meiner Betrachtungen kennen lernen, möchte ich dem Leser in aller Kürze die Merkmale dieser Organisation beschreiben: 1. Merkmale der Seniorengemeinschaft Obere Fils e.V. (SEGOFILS) Einige Grundsätze für den alternden Menschen und seine Tätigkeit in der SEGOFILS * Unsere Mithilfe ist deshalb in der heutigen Zeit so gefragt, weil die herkömmlichen Sozialsysteme den demografischen Herausforderungen nicht gewachsen sind. Deshalb müssen andere funktionierende Organisationen (Seniorennetzwerke, Nachbarschaftshilfe) einspringen. * In einer alternden Gesellschaft sind die Menschen aufeinander angewiesen. * Wir können das Alter nicht abschaffen, aber es verlängern und es so gestalten, dass wir uns noch daran erfreuen können. Damit ist Alter kein Zustand, sondern eine Aufgabe, die es zu erledigen gilt. Die noch fitten Senioren werden gesellschaftliche Zukunftsaufgaben mitschultern und die Gesellschaft im Kleinen mitgestalten müssen, weil sie das fast Unbezahlbare mit einbringen können, nämlich 'Zeit', und sie können sich zufrieden geben mit einer geringfügigen Vergütung als Aufbesserung zu ihrer oft zu niederen Rente. * Somit können wir feststellen: 'Die Alten sind nicht das Problem, sondern sie sind die Lösung des Problems.' (frei nach Lothar Späth). Unsere Zielsetzungen * Verbesserungen der Lebensumstände für die ältere Bevölkerung im Oberen Filstal, * Es älteren Menschen zu ermöglichen, bis ins hohe Alter im eigenen Wohnumfeld bleiben zu können und ihnen zu helfen, ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen, * Maßnahmen gegen das Alleinsein zu organisieren. Merkmale der Organisation SEGOFILS * Seniorengemeinschaften und Seniorengenossenschaften stellen eine Zwischenstufe zwischen ehrenamtlichen Tätigkeiten und einem Leistungsaustausch auf Verrechnungsbasis dar. * Wir sind als gemeinnützig anerkannt. * Wir versuchen ein Geben und Nehmen nutzbringend zu organisieren abseits des Gewinnstrebens, deshalb sind alle unsere Leistungsangebote extrem günstig. * Die SEGOFILS wurde im Juli 2011 gegründet. * Unsere Hilfen bestehen in niederschwelligen Leistungen und nicht in Pflegeleistungen. Wir streben deshalb folgenden Betreuungsmix möglichst preisgünstig an: Eine Kombination von Profis (Pflegediensten) und unseren Betreuungsangeboten von ehrenamtlich und bürgerschaftlich Tätigen. * Wir kooperieren mit: allen 7 Gemeinden im Oberen Filstal und den Pflegediensten 'Mirjam Care' und 'Sozialstation Oberes Filstal'. * Die SEGOFILS finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse und Spenden. * Wir verdienen nichts an unseren Tätigkeiten. Die Leistungsnehmer bezahlen im Augenblick 7 € pro Stunde und diese 7 € werden an unsere Helfer als Vergütung weitergeben. * Unser Jahresbeitrag beträgt 25 € pro Jahr und Person (für Ehepaare 45 €). * Der Jahresbeitrag wird verwendet für: Versicherungen, Verwaltungskosten, Mieten. * Wir leisten nur Hilfen von Mitgliedern für Mitglieder. * Wir besitzen ein Büro in Bad Ditzenbach, das dreimal in der Woche besetzt ist und über das alle Hilfeleistungen ablaufen. 2. Folgerungen aus den Erfahrungen mit der SEGOFILS Rückblickend muss ich feststellen, dass sich unsere SEGOFILS viel besser entwickelte, als wir es uns je erträumt hatten. Unsere Mitgliederzahlen wachsen ständig an (im Augenblick etwa 550 Mitglieder) und unsere Leistungen sind stark nachgefragt (Ende 2017 hatten wir in diesem Jahr über 4 000 Arbeitsstunden Hilfen geleistet). Ich gebe gerne zu, dass es Spaß bereitet, Ideen in die Praxis umzusetzen und Erfolge in der eigenen Arbeit verzeichnen zu können. Zweifelsohne konnten wir vielen Menschen durch unsere günstigen niederschwelligen Angeboten bei ihrer Lebensführung helfen, zum Teil auch im Verbund mit ambulanten Pflegediensten. Seniorennetzwerke wie die SEGOFILS können also in jedem Falle zu günstigen Bedingungen älteren Menschen mit nur geringen Behinderungen helfen, lange selbständig in der eigenen Wohnung zu verbleiben. Unsere Hilfen bestehen vor allem in: Hilfen 'in und ums Haus', bei Einkaufs- und Begleitfahrten, bei 'Maßnahmen gegen das Alleinsein (Veranstaltungen, Spielenachmittag, Fortbildungen) und bei bürokratischen Hilfen, die unsere Seniorenpaten (Vorsorgevollmachten, Einstufung in Pflegegrade) leisten. Wir hatten in diesen Jahren jedoch auch Erfahrungen gesammelt, wo es Misserfolge gab, und wir machtlos vor den herrschenden Verhältnissen kapitulieren mussten. Das war meist dann der Fall, wenn es nicht nur um niederschwellige Leistungen, sondern um erhöhte Pflegeleistungen ging, die zu erbringen waren. Häufig hatten wir Personen jahrelang mit unseren niederschwelligen Leistungen betreut und zu ihnen oft ein persönliches Vertrauensverhältnis aufgebaut. Plötzlich auftretende Veränderungen bei den Leistungsnehmern (wie z.B. Schlaganfall, einsetzende Demenz) oder Veränderungen bei den Angehörigen (Krankheit, finanzielle Probleme, berufliche Veränderungen) machten es notwendig, dass mehr pflegerischen Leistungen zu Hause gebraucht worden wären. Die Angehörigen und unsere Organisation konnten diese aber nicht mehr leisten, und so mussten die betreffenden Personen in einem Pflegeheim untergebracht werden, obwohl sie das gar nicht wollten und der Aufenthalt weder von ihnen noch den Angehörigen auf Dauer bezahlt werden konnte. Wir mussten erkennen, dass wir an unseren Grenzen angelangt waren, dass aber auch unser Staat für diese Fälle oft keine Lösungen anzubieten hat, die bezahlbar sind und die ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen. |