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Der schuf im späten 17. Jahrhundert mit seinen kühn illuminierten Raumentwürfen den Typus des barocken Landschaftsgemäldes, indem er ein stimmungsvolles Gleichgewicht erreichte, dass das Ideal einer Harmonie zwischen Mensch, Natur und Kosmos widerspiegelt. Damit wurde Lorrain nicht nur zum Vorbild vieler Maler des 18. Jahrhunderts, sondern er gab mit seinen bildnerischen Gedan-ken auch wesentliche Impulse für die Gartengestaltung des Ba-rock. Dieser Ausblick vom Stuifen zeigte mir, dass nicht allein der Name `Drei Kaiserberge´, der die Erinnerungen an das sagen-umwobene Herrschergeschlecht weckt und wiederaufleben lässt, für den Reiz der Landschaft verantwortlich sein kann. Eine Spurensuche in der Geschichte begann. Doch bald stellte sich heraus, dass die Vergangenheit unter einem Schleier von Le-genden und Sagen verborgen lag, deren Zweck es war, die Neubesiedlung des Landes nach dem Untergang des Römischen Reiches zu erklären. Wie war es möglich, dass nach der Zeit des Aurignac-Menschen, der um 40.000 v. Christus auf der schwäbischen Alb lebte und Kunstwerke wie die `Venus vom Hohle Fels´ schuf, die Land-schaft wieder im Dunkel der Geschichte verschwand? Gab es wirklich erst zur Zeit der Kelten wieder nennenswerte Spuren, oder standen sie etwa am Ende einer Kultur, die längst im Nie-dergang begriffen war, als die Römer weiter nach Norden dran-gen und die Landschaft der Drei Kaiserberge mit dem Bau des Limes von der nördlich liegenden Region abtrennten? Obwohl mir der Verstand sagte, dass in den geologischen For-mationen der Berge, so wie sie die Wissenschaft erklärt, keine Proportionen idealisierter Landschaften zu finden sind, begann ich in die Geschichte der Berge und ihre Zuordnung zu erfor-schen. Der Weg zu einer schlüssigen Interpretation der Land-schaft war voller Abenteuer und Irrwege, denn vergleichbare Forschungen gibt es nicht. Allein die heutige Sicht der Frühge-schichte schließt ja die Möglichkeit aus, dass diese Kulturen in der Lage waren, Teile von Landschaften zu einem harmonischen Gesamtkonzept umzuformen. Doch die Erforschung der Drei Kaiserberge soll mehr sein als die Interpretation einer frühge-schichtlichen Kultur, deren Fähigkeiten bislang viel zu wenig Beachtung fanden. Die Überreste ihres Wirkens lassen aber dar-auf schließen, dass sie nicht nur ausgezeichnete Eisenschmiede und Handwerker hervorbrachte, sondern bereits über hochent-wickelte mathematische und astronomische Fähigkeiten verfü-gen musste. Obwohl nahezu sämtliche sichtbaren Relikte dieser Zeit durch nachfolgende Epochen unkenntlich gemacht oder zerstört wurden, blieb die Geometrie der `Goldenen Landschaft´ erhalten. Sie führt wieder auf den Ursprung zurück, den der griechische Mathematiker und Philosoph Pythagoras mit fol-genden Worten beschrieb: `Alle Welt ist Zahl.´ 20 - Das Erbe Assyriens Die kleinste Bewegung ist für die ganze Natur von Bedeutung; das ganze Meer verändert sich, wenn ein Stein hineingeworfen wird. Blaise Pascal Die bisherigen Ausführungen zur Goldenen Landschaft zeigen, dass die Kultur über einen längeren Zeitraum existiert haben muss, denn anders lassen sich die großmaßstäblichen Umfor-mungen der Landschaft zu Kultbergen nicht erklären. Auch die mit großem Aufwand hergestellte Verbindung zu den Bergbau-gebieten in den Vogesen zeigte, dass die Remskultur neben ih-rem mathematisch-astronomischen Wissen auf reichhaltige Res-sourcen bauen konnte. Der Reichtum durch Erze, aber auch die Erhabenheit der Landschaft wird später noch dazu dienen, eine Antwort auf eine der zentralen Mythen Mesopotamiens zu fin-den. Doch zuerst stellt sich die Frage, aus welchem Grund es bis heu-te so wenig Spuren dieser Kultur gibt. Der lange Zeitraum, in dem sich die Landschaft durch Bewuchs und Erosion wieder veränderte, mag eine Erklärung für das Vergessen sein. Gleich-falls haben nachfolgende Kulturen ihren Beitrag dazu geleistet, die Überreste der alten Kultur zu beseitigen. Vor diesem Hintergrund wird auch klar, weshalb römische Landvermesser mit unglaublicher Präzision die Strecke des Obergermanischen Limes vermaßen. Er gilt als längste gerade Strecke und besitzt auf einer Länge von 81 km eine mittlere Abweichung von 1 m. Diese unglaubliche Präzision, die keiner-lei militärische Bedeutung besaß, kann nur vor dem Hinter-grund des Wissens erklärt werden, auf das römische Truppen in dieser Region stießen. Schon um sich durch vergleichbare ver-messungstechnische Leistungen Respekt unter der Bevölkerung zu verschaffen, der das Erbe der Priesterastronomen sicher noch vertraut war, musste der Grenzwall Roms mit dieser unglaubli-chen mathematischen Präzision angelegt werden. |