Seriöser Verlag
Manuela Kinzel Verlag


                Manuela Kinzel Verlag

Informationen zu allen
aktuellen Büchern

Letzte Pressemeldung:  
seriöser Verlag   NWZ 29.8.24
Letzte Pressemeldung:  
seriöser Verlag   NWZ 14.10.24
Letzte Meinung zum Buch:   
seriöser Verlag   Dämmerzustand


Suche:

Neuerscheinungen

Alle Bücher anzeigen

als E-Book erhältlich

Belletristik

Bildband

Biographie

Christliche Literatur

Erfahrungsberichte

Geschichte

Gesundheit

Kinder / Jugendgeschichten

Lyrik

Musik

Mundarten

Region Dessau

Region Göppingen / Hohenstaufen

außergewöhnliche Reiseberichte

Sachbücher

Theater

Tier / Natur

Weihnachten

Sonderangebote

Vergriffene Bücher

Zurück zum Buch

Leseprobe für das Buch Die Magie der Sonne
Die Sonnenkalender der Alb
von Reinhard Gunst:

Leseprobe: Vorwort

Die Geschichte der Schwäbischen Alb reicht zurück bis in die Zeit des Jurameeres vor rund 180 Millionen Jahre. Viele Kulturen haben hier gesiedelt und einiges dazu beigetragen, dass ihr Name heute noch genauso rätselhaft erscheint wie in den Anfängen der Namensforschung. Gerne wird von Sprachforschern auf das keltische Wort `alpis´, die Weide, verwiesen, was im Fall der Alb eine nährende Burg bedeuten könnte. Angesichts der zahlreichen Höhensiedlungen auf den Bergen der Schwäbischen Alb wäre dies also eine durchaus zutreffende Interpretation. Doch genauso ließe sich das lateinische Wort `albare´ als Erklärung heranziehen, das bleichen oder weißen bedeutet. In diesem Zusammenhang verweist das Wort auch auf das am häufigsten sichtbare Gestein der Alb, den jüngeren Weißjura. Auch die althochdeutsche Sprache kennt das ähnlich klingende Wort `albus´, blank, bleich. Dieser deutliche Hinweis lässt natürlich sofort an die zweite Bedeutung des Wortes denken, den Alp, Mahr oder auch den Faun. Auch diese geisterhaften Erscheinungen, die heute nur noch in Erzählungen zu gegen sind oder bei Fasnachtsbräuchen wieder aufleben, können als Spur dienen, um den Namen zu ergründen. Zahlreiche Erzählungen über Spukgestalten, die als Überreste des alten Volksglaubens noch an vielen Orten auf der Alb zu finden sind, lassen auch an diese Erklärung denken.
Auch heute sieht die Wissenschaft hinter diesen Sagengestalten weniger reale Ursachen, denn mehr eine identitätsstiftende Funktion während der Staatsbildung im Laufe des 18. Jahrhunderts. Doch die Reise zu den Sonnenkalendern der Schwäbischen Alb soll auch zeigen, dass hinter vielen dieser Erzählungen ein ganz reales astrales Schauspiel stand und dieses in eine irdische Geschichte verpackt wurde. Dabei sind diese astralen Erzählmotive keinesfalls nur mitteleuropäische Erfindungen, die man auf den Aberglauben des Mittelalters zurückführen könnte, sondern bauen auf frühe antike Vorbilder. Eines dieser Urbilder astraler Erzählungen ist die Sage von den 12 Arbeiten des Herakles, in der lokale Ereignisse mit der Rolle der 12 Sternbilder im Laufe des Jahres verknüpft wurden. Ganz anders als heute waren noch vor wenigen hundert Jahren die Menschen mit dem Himmel verbunden. Kirchen wurden nach den Feiertagen ihrer Heiligen ausgerichtet, ebenso Burgen, Schlösser und Stadtgrundrisse, um den himmlischen Schutz zu gewährleisten. Auch das Christentum konnte sich von jenen antiken Vorstellungen nicht vollkommen befreien, die in der Gestalt von Sonne und Planeten die eigentlichen Herrscher des Kosmos sahen.
In der Antike gab es die Vorstellung die Erde so zu gliedern, damit sie der himmlischen Ordnung entsprach. Bestes Beispiel dazu bietet das Alte Ägypten, das in 42 Gaue gliedert war. Diese Zahl entsprach am Himmel wiederum den 36 Dekanherrschern, den Sternbildern und 6 Planetengöttern außer der Sonne. Diese Götter wurden in menschlicher Gestalt dargestellt, doch in ihrer Darstellungsweise unterschieden sich die mediterranen Kulturen von denen Nord- und Mitteleuropas. Wie die Funde der Stelen bei Hirschlanden und am Glauberg zeigen, waren die Abbilder der Götter im Norden wesentlich abstrakter und auch einfacher in ihrer Ausführung. Nicht nur im Abbild unterschieden sich die Darstellungen, auch der Ort ihrer Verehrung war völlig unterschiedlich. Während in den mediterranen Kulturen Götter in Tempeln und in Bauwerken verehrt wurden, erfolgte dies im Norden meist in heiligen Hainen oder auf Bergen. Wie einige Beispiele des Buches zeigen, bekamen diese Orte dadurch eine besondere Bedeutung, die während der Christianisierung dann für den Bau von Kirchen genutzt wurden. Aber auch der aufstrebende Adel des Mittelalters profitierte von der einstigen Bedeutung früherer Kultorte, indem er an diesen Orten Burgen errichten ließ. Bei vielen Burgen wird dies offensichtlich, da sie oft genug auf Anhöhen liegen, an denen zu wichtigen Jahresdaten Sonnenauf- und -untergänge beobachtet werden können. Viele Burgen waren schwer zu erreichen und daher ihr Unterhalt sehr kostenintensiv. Doch als Sitz dienten sie auch dazu, den Nimbus ihrer Eigentümer zu begründen. Doch nicht nur der Ort, auch die Ausrichtung der Bauwerke spielte eine wichtige Rolle. So scheint es, dass kaum einer der Burgherren allein auf den Schutz der Mauern vertraute, sondern durch eine entsprechende Ausrichtung zusätzlich den himmlischen Beistand im Verteidigungsfall beschwor. Hier folgten die Menschen des Mittelalters den antiken Traditionen der Mittelmeerkulturen. Auch dort war es üblich, die Tempel, Stadtanlagen und Befestigungen auf den Sonnenaufgang am Tag der Gottheiten auszurichten.
Dieses Bedürfnis, durch die Wahl des Ortes oder durch die Ausrichtung eines Bauwerkes eine Verbindung mit dem Himmel zu erzeugen, erlosch auch nach dem Ende des Mittelalters nicht. Während der Renaissance und gerade der Baustil des Barock verliehen diesen Gedanken eine neue Bedeutung. So gelang es im Barock, vor dem Hintergrund eines wieder erstarkten Glaubens, zum letzten Mal mit Hilfe der Geometrie, Gesamtkunstwerke aus Landschaft und Bauwerk zu erschaffen. Nicht nur die Klöster auf der Schwäbischen Alb sind dafür ein lebendiges Zeugnis, sondern auch Städte wie Göppingen. Nach Freudenstadt war sie eine weitere Planstadt im Südwesten, die, wie ihre antiken Vorbilder Alexandria oder Milet, nach dem großen Stadtbrand 1782 vollständig am Reißbrett entworfen wurde. Obwohl zu diesem Zeitpunkt längst der reformatorische Glaube das Land beherrschte, trug auch er das antike Erbe der Sonnenausrichtung weiter.
Sie zu erkennen, vermittelt einiges über längst vergessene Geistes- und Glaubenswelten, deren Sprachen uns meist nicht mehr geläufig sind. Diese Vorstellungen reichen zurück bis in das frühe Neolithikum, als Menschen begannen Erde und Himmel als Gesamtheit zu begreifen und sich die Bewegung der Gestirne zu nutze machten. So bietet die Schwäbische Alb zahlreiche Sonnenkalender, aber auch Sternkalender, die von der Kultur des Neolithikums bis in die Neuzeit rechen. Dass eines der Sternbilder, der Schwan, auch in der Neuzeit hier seine Bedeutung immer noch nicht verloren hat, zeigt erneut, welch geschichtliches Kontinuum auf der Schwäbischen Alb zu finden ist. In der Vergangenheit siedelten hier zahlreiche Kulturen und hinterließen dort ihre Spuren in der Landschaft. Bei einigen der im Buch vorgestellten Berge, die heute als natürlich gewachsene Landschaft betrachtet werden, sind sie noch deutlich zu erkennen. Oftmals wurden ihre Formen so verändert, dass ihre Ausrichtung auf den Tag eines Sonnenaufganges zielte, an denen frühgeschichtliche Sonnenkulte gefeiert wurden. Wer also alle Wanderwege der Schwäbischen Alb bereits begangen hat und auch dort alle Pflanzen kennt, sollte die alten Sonnenkalendern aufsuchen, um sich dort auf die Suche nach einer vergangenen Zeit zu begeben.


Sonnenkalender

10 Tage, die zwischen dem 5. und 14. Oktober 1582 aus dem Kalender gestrichen wurden, lösten ein Problem, das im Laufe von Jahrhunderten immer größer wurde: die Verschiebung von Kalender- und Sonnenjahr. Im 16. Jahrhundert hatte sich das Kalenderjahr mit seinen zahlreichen kirchlichen Feiertagen bereits um 11 Tage gegenüber dem Sonnenjahr verschoben, so dass der Weihnachtstag beim Sonnenstand am 4. Januar stattfand. Mehre Jahrhunderte wurde an diesem Kalenderproblem getüftelt, ohne dass jemand eine Lösung fand, bis Papst Gregor XIII. am 24. Februar 1582 die Bulle `Inter gravissimas´ unterzeichnete, die dem neuen, nach ihm benannten Kalender den Weg ebnete. Der unflexible, seit Cäsars letzter Kalenderform gebräuchliche, unflexible Julianische Kalender hatte dieses Problem verursacht. Doch der eigentliche Urheber dieses neuen Kalenders war der italienische Mediziner, Astronom und Philosoph Aloisius Lilius, der das Kalenderjahr auf Grund eines 19 Jahre dauernden Zyklus berechnete. Mit Hilfe von zusätzlichen Schaltjahren konnte er auch das Problem der zeitlichen Verschiebung von Sonnen- und Kalenderjahr hinreichend minimieren. Allgegenwärtig sind heute Kalender, an denen sich das genaue Datum ablesen lässt. Doch diese Möglichkeit existiert erst seit vergleichsweise kurzer Zeit, denn noch bis ins 19. Jahrhundert hinein erfüllten diesen Zweck in vielen Regionen meist noch Sonnenuhren mit Tagesanzeige.
Jahrtausende lang spielte deshalb die Sonne eine wichtige Rolle bei der Anzeige des Jahreskalenders. So hatten sich auch meist in ländlichen Regionen noch die alten Bräuche um die Sonnwendfeuer erhalten, mit denen Auf- und Abstieg der Sonnenbahn gefeiert wurde. Diese Tage, an denen die Sonne den höchsten Punkt ihrer Bahn erreicht, am 21./22. Juni, und ihren tiefsten Punkt, am 21./22. Dezember, markierten früher zwei entscheidende Daten im Jahreskalender. Werden diesen Daten noch die beiden der Tag- und Nachtgleiche hinzugefügt, die zwischen dem 19. und 21. März sowie dem 22. und 24. September stattfinden, so entsteht ein Kalender mit 4 fast gleich langen Zeitabschnitten, der den Speichen eines Rades gleicht. Werden diese Abschnitte noch einmal halbiert, teil sich das Jahr nahezu symmetrisch in 8 Zeitabschnitte, die den Gedanken der Radspeichen vervollständigen.
Die Symbolik der Zahl 8, die ebenso in der 8-teiligen Windrose enthalten ist, bietet so nicht nur eine Verbindung von Zeit und Raum, sondern verweist mit ihrer Symbolik gleichzeitig auch auf den Aspekt der Unendlichkeit. Ihre Bedeutung als Zeichen für den Begriff der Unendlichkeit erhielt die Zahl 8 erst im Jahr 1655. Doch der englische Mathematiker John Wallis blieb den Nachweis schuldig, weshalb er bei seinem mathematischen Nachweis, dass jede Figur aus unendlich vielen Parallelogrammen zusammengesetzt ist, ausgerechnet eine Acht als Zeichen wählte. Dabei folgte seine Wahl durchaus den antiken mythologischen Vorstellungen vom Aufbau der Welt. Ein früher Ausdruck dieser Unendlichkeit war die Achtheit der ägyptischen Schöpfungsgötter in Hermopolis. Sie standen für die Erschaffung der Welt vom Urbeginn des Chaos. Auch andere Mythologien und Religionen bedienten sich diesem Bild, wie der mit 8 Armen die Welt umspannende Gott Vishnu im Buddhismus. Dabei war die 8 in Gestalt der Götter nicht nur ein Symbol für die göttliche Schöpfung, sondern die Religion lehrt auch 8 Pfade zu beschreiten, um zum wahren Bewusstsein zu gelangen. Deutlich sichtbar wird die Form der 8 bei der Naturbeobachtung. So beschreibt die Sonne während des Jahres wird in Gestalt des Analemmas eine Acht, wenn ihre Position jeden Tag zur selben Uhrzeit festgehalten wird.
Diese Acht taucht nicht nur am Himmel auf, sondern ebenso in Salzkristallen, die die Form eines Oktaeders aufweisen. Er ist aus zwei gegeneinander gestellten Pyramiden geformt und besitzt dann 8 Flächen, 6 Eckpunkte und somit 12 Kanten. Damit enthält er mit der 12 auch eine Zahl, die Zeit und Raum miteinander verbindet. Doch das eigentliche Symbol-Bild der Unendlichkeit liegt in den Symmetrieachsen des Oktaeders verborgen. Sie setzen sich aus einem waagrecht liegenden sowie aus einem senkrecht stehenden Kreuz zusammen. Damit stellen beide eine Verbindung zwischen Himmel und Erde her. Einen Kalender in der formalen Strenge eines Oktaeders zu erstellen, würde das Jahr in einem idealen Gleichmaß teilen. Diese Einteilung würde aber weder der Bedeutung des Mondes in früheren Kalendersystemen gerecht werden, noch könnte sie lokale Klimaunterschiede einbeziehen, die Feiertage zur Aussaat oder Ernte bestimmten.