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Leseprobe für das Buch Emilie Blumhardt im Schatten ihres Umfeldes von Elisabeth Schönhuth:

Einführendes Gespräch

F = Frager, E = Erzählerin

F: Noch ein Buch?
E: Nur eine Ergänzung!
F: Ergänzung wozu?
E: Zu den Aufbruchszeiten in Bad Boll um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert.
F: Ist da nicht schon genug geschrieben worden: über Pfarrer Johann Christoph Blumhardt, seine Frau Johanna Dorothea, seinen Sohn Christoph Friedrich und über die Wunderheilung der Gottliebin Dittus?
E: Genau, aber mir fehlt die dritte Frau an ihrer schicksalhaften Seite in Bad Boll!
F: Wer? Doch nicht die Diakonisse Anna von Sprewitz, der wir so viel Literatur und viele Predigten Blumhardts verdanken, die sie in Jebenhausen gesammelt, bewahrt und zum Teil mit herausgegeben hat?
E: Jetzt hast du zu schnell gedacht. Überleg mal: Wer ist denn für dich Emilie Blumhardt, geborene Bräuninger, die Frau und Gefährtin von Christoph Blumhardt, Mutter von elf Kindern und zig Enkeln und Urenkeln?
F: Entschuldige, von ihr ist tatsächlich fast nichts bekannt, oder weißt du mehr?
E: Seit diese Frage vor wenigen Jahren an mich herangetragen wurde, hat sie etwas in mir entzündet - nach und nach haben sich mir neue Quellen aus Emilies Jugendzeit erschlossen.
F: Bitte erzähl uns doch etwas über Emilie oder schreibe es auf.
E: Um dies gründlich zu tun, müsste man die gewaltige Blumhardt-Literatur und, was Emilie betrifft, auch zwischen den Zeilen lesen und vor allem lauschen und spüren, in welchem immensen Spannungsfeld Emilie über drei Generationenleben hinweg gestanden hat.
F: Ich weiß, dass du als Kind in den Ferien viel bei deinen Großeltern Brodersen weiltest. Deine Großmutter Dorothea war ja Emilies Tochter. Daher würde mich auch dein persönlich Erlebtes und mündlich Überliefertes interessieren. - Und noch etwas: Bei euch gibt es doch viele alte Fotos aus jener Zeit - vom Kurhaus, von den Familien Blumhardt, Brodersen, Dittus, Vopelius, Weber, die du noch alle kennen gelernt hast. Gibt es eigentlich auch Bilder von Emilie und von ihrem Elternhaus?
E: Oh ja. Alte und eben auch solche aus neu erschlossenen Quellen. Durch letztere erfuhr ich zum Beispiel, dass bei der Hochzeit von Emilie und Christoph einem Vikar Lempp aus dem Dorf Boll die jüngste Schwester von Emilie auffiel, und diese auch später heiratete.
F: Na so was! Emilie Bräuninger heiratete den Vikar Christoph Blumhardt, wie ich weiß, ihre jüngere Schwester Christiane dessen Bruder, den Ökonom Nathanael, und die jüngste Schwester Rosa den Vikar Lempp?
E: Ganz genau! Christiane und Nathanael Blumhardt wanderten später nach Neuseeland aus.
F: Gibt es denn heute noch Blumhardt-Verwandte in Neuseeland?
E: Ja, sehr viele. Mit einigen pflegen wir noch regen Kontakt. Die Alten aus meiner Generation sprachen alle noch Deutsch und sangen begeistert unsere Volks- und Kirchenlieder. Gelegentlich bekamen wir von ihnen Besuch, besonders solange die Tanten Brodersen noch lebten. Die neue Generation spricht aber nur noch Englisch.
F: Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Wie ich dich kenne, willst du mit diesen Geschichten auch uns Heutigen etwas mitteilen.
E: Warte ab, das wird sich zeigen!