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Leseprobe für das Buch Meine Jugendjahre * Mike - Mutti tut sterben weh?
Die Geschichte einer ärztlichen Fehlbehandlung
von Elisabeth Grosch:

Jeden Gegenstand sah ich mir genau an, bevor ich ihn einpackte und befühlte ihn. Ich berührte die Schlafanzüge mit meinen Lippen, drückte die Pullover an meine Brust und es schien mir, als könnte ich ihnen auf diese Weise, eine Botschaft mit auf den Weg geben, denn ein zweites mal, sollte so etwas nicht passieren, mein Kind dafür werde ich sorgen, dann ging alles immer sehr schnell, der Samstagmorgen, um acht war Hans da und um zehn fuhr der Wagen bereits vor dem Krankenhaus vor und von dem Auto aus konnten wir dann beobachten, wie ein Blumentopf in dem Fenster mit einem Mal weniger wurde. Ich konnte nicht anders, ich lief zu meinem Kind, das sich an mich schmiegte und über mein Gesicht liefen die Tränen und jetzt umso mehr genossen wir die Wärme unserer erwiderten Liebe und hatte Angst und wollte wissen, ob seine Kleinjungenwelt noch in Ordnung ist. 'Ich möchte gern nach Hause' sagte jedes mal Mike mit leiser Stimme mit einem beunruhigenden und fragenden Kinderblick, aus einem empfindsamen und verletzlichem Gesicht an den vielen Sonntagen und unwillkürlich füllten sich meine Augen mit Tränen, und unter dem Ansturm von Zärtlichkeit die ich für ihn empfand, musste ich einige Augenblicke die Augen schließen und stockend sagte ich 'bitte Mike, erst musst du ganz gesund sein, und dann werden wir dich sofort nach Hause holen.' Denn er wollte unbedingt zu Silvester zu Hause sein und wir versprachen ihm, zu Silvester ein paar Raketen mit in die Klinik zu nehmen, wo sie dann Hans am späten Abend vor seinem Fenster anzünden kann, und er mit leuchtenden Augen zusah, als diese Feuerwerkskörper vor seinem Fernster in den Nachthimmel stiegen. Ich erzählte ihm Geschichten, von einem alten Ehepaar, die ein glückliches Leben geführt hatten und von einem kleinen Jungen, den niemand haben wollte und der das Leben des alten Ehepaares mit Helligkeit erfüllt hatte. Aus dem kleinen Jungen ist später mal ein sehr berühmter Mann geworden, ein feiner Mann, der in seinem Leben viel krank gewesen ist und gelitten hatte, und doch stets bemüht war, anderen Menschen zu helfen. Diese Geschichte gefiel Mike besonders gut, denn er wusste genau, was ich damit sagen wollte.