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Leseprobe für das Buch Von einem der auszog von Thomas Straub:

Als ich bei meinen Eltern auf der Couch saß, diskutierten wir drei heftigst über dieses Dilemma. Meine Mutter meinte: "Und wenn du noch eine Ausbildung machst? Als Grafikdesigner. Du konntest doch immer schon gut malen." - "Nein Mama, das hat doch keinen Wert, ich bin jetzt schon seit fünf Jahren bei euch ausgezogen, bald sechs. Und dann soll ich wieder hier einziehen? Dafür bin ich mir mitlerweile auch schon zu alt", sagte ich. "Ach ja, apropos alt, du hast doch bald Geburtstag. Was wünschst du dir denn?", wollte sie wissen. "Keine Ahnung, vielleicht ein paar gute Ideen für ein Patent, bei dem ich viel Geld machen könnte", sagte ich. "Hoffen wir, dass dir was Gutes einfällt", meinte mein Vater. "Aber was wünscht du dir denn, mein Sohn?", fragte er. "Ich hab keine Ahnung, ich weiß nicht. Überrascht mich einfach", sagte ich. "Na gut, wir lassen uns etwas einfallen", sprach er lächelnd.
Ich trank noch meine Tasse Kaffee und ging dann wieder. Meine Mutter gab mir noch ein Stück Kuchen mit und meinte, dass sie sich baldmöglichst melden würde, wenn ihr etwas einfiele.
Zuhause angekommen hörte ich, dass sich Miri auf meinem Anrufbeantworter gemeldet hatte. Sie wollte sich mit mir treffen. Einfach was Trinken gehen und quatschen. Das fand ich ok. Also rief ich sie an. Wir trafen uns dann wie verabredet um acht im Café de Seoul. Wir tranken was, redeten über Gott und die Welt, lachten und scherzten über dies und das. Um zwölf Uhr kam ich wieder zu Hause an. Da dachte ich das erste Mal: ‚Egal wie dreckig es mir ging, ich hatte immer gute Freunde, die zu mir hielten und mich aufbauten.’
Wie damals mein Sonntag verlief, weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, es passierte nichts Spektakuläres mehr. Dafür kann ich mich noch um einiges besser an den Montag erinnern. Ich hatte mich schick gemacht und war gerade auf dem Weg ins Altersheim zu Frau von Hohenwiese, als mir gerade noch einfiel, dass ich ihr vielleicht Blumen mitbringen sollte. Was ich dann auch tat. Im Heim angekommen, meldete ich mich als Besucher an und ging auf die Station, wo Frau von Hohenwiese lag. Ich ging mit einem Lächeln in ihr Zimmer und wollte gerade laut ein fröhliches "Hallo" durch den Raum rufen, als ich auf einmal sah, dass das komplette Zimmer leer war. Ich konnte nicht richtig glauben, was ich da sah. Wo war der Schaukelstuhl, wo die Häkeldeckchen und wo zur Hölle war Frau von Hohenwiese?
Die Blumen ließ ich bereits im Zimmer vor Schreck fallen und rannte durch den Flur auf der Suche nach Frau Horb. Ich fände sie in ihrem Büro, sagte mir eine der Schwestern, die ich auf dem Gang traf.
Ich war außer Atem, als ich bei ihr ankam. Meine erste Frage, ohne ein Hallo oder eine andere Floskel der Begrüßung, war: "Wo ist Frau von Hohenwiese?". Eigentlich wollte ich die Antwort gar nicht hören, denn ich vermutete das Schlimmste. Frau Horb sah mich mit leicht gesenktem Kopf an und sagte: "Sie ist tot, Robert. Sie ist gestern Nacht gegen drei Uhr an Herzversagen gestorben. Nachdem du weg warst, wurden ihre Anfälle immer schlimmer, und das hat ihre Pumpe nicht länger mitgemacht." Als ich das hörte, wurde mein Blick ganz trüb und starr. Ich fragte nur noch ganz apathisch ins Leere blickend: "Wann ist die Beerdigung?" - "Am Mittwoch", sagte Frau Horb. "Danke, ich werde dann wieder gehen." Ich zündete mir eine Zigarette an und ging langsam, mit Tränen in den Augen, zurück zur S-Bahn. Dass ich in dem Gebäude nicht rauchen durfte, war mir in dem Moment genau so klar wie egal.
Mittlerweile war es Mittwochmittag zwölf Uhr. Wann die Beerdigung stattfand, hatte ich aus der Zeitung erfahren. Ich zog meinen schwarzweißen Anzug an, meine schwarzen Lederschuhe und setzte eine dunkle Sonnenbrille auf. Darüber zog ich einen langen schwarzen Mantel. David hatte an diesem Tag zufällig Urlaub und war so nett, mich zum Stadt Friedhof zu fahren.
Als ich dort ankam, traf mich fast der Schlag. Um das Grab standen gerade sieben Personen. Davon war einer der Pfarrer und einer der Totengräber. Also trauerten inklusive mir gerade sechs Personen.
Ich kannte natürlich keinen von den anderen.