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Leseprobe für das Buch Ein immer fröhlich Herz
Erinnerungen aus Zerbst und Dessau
von Erich Elster:

Die merkwürdige Geburt

Als meine Mutter am 6. November 1944 ihren 90. Geburtstag feierte, war ich 54 Jahre alt. An dem Festtage waren wir Kinder mit unseren Kindern und Enkeln erschienen. Die anderen, die wegen des Krieges nicht hatten kommen können, hatten der Jubilarin Grüße und Geschenke gesandt. Blumen über Blumen und kleine Gaben, der schweren Zeit entsprechend, füllten die Tische. Mutter war von einer bewundernswerten Lebendigkeit und Fröhlichkeit. Das wirkte derart ansteckend, dass alle Gäste auf ein paar Stunden all due Nöte vergaßen, die auf diesem Kriegsjahr lasteten.
Lustige Erinnerungen, bald von diesem, bald von jenem erzählt, wanden sich wie bunte Faschingspapierschlangen um unsere große Mittags- Und Kaffeerunde. In der Dämmerstunde rief mich Mutter in ihre Sesselecke: 'Setz dich mal zu mir, wie du es früher so gern getan hast! Ich möchte mit dir ganz alein ein Gläschen von dem Sekt trinken, den du mitgebracht hast. Du weißt es ja: bei besonderen Anlässen habe ich mir stets ein Glas Sekt zu Gemüte genommen. Und heute ist solch ein besonderer Anlass,: nicht nur, dass ich meinem Herrgott für diesen Feiertag danke, sondern auch deswegen, dass ich noch eine Reihe meiner Kinder, Enkel und Urenkel um mich herum habe. Wenn ich euch alle so ansehe und auch an die denke, die der Tod mir genommen hat, dann werde ich mir so recht der Erfüllung meines Lebens bewusst. Jedes von meinen Kindern hat sein besonderes Schicksal gehabt. Und als Mutter habe ich das alles miterlebt, mitgetragen und mitgelitten. Aber, mein Junge, was siehst du mich denn so fragend an? Ach ja, ich werde ja wohl auf meine alten Tage noch sentimental! Komm, gieß mir noch mal ein! Ah, das tut gut!'
Wir tranken einander zu. Dabei sah sie auf mich herab, wie sie es früher immer tat, wenn ich an dem Sesselhochsitz zu ihren Füßen hockte. Sie hatte dann eine Art, mit mir zu sprechen oder über mein haar zu streichen, dass ich mich abseits vom Alltag geborgen wusste. Auf einmal sagte sie: 'Junge, heute muss ich dir etwas Schönes anvertrauen! Du bist alt genug, dass ich dir erzählen kann, wie es mit deiner Geburt gewesen ist.' Ich muss wohl ein verdutztes Gesicht gemacht haben; denn plötzlich lachte sie laut los. Ihr Lachen steckte mich an. Und lachend rief ich: 'Na, Mutter, dann schieß mal los!'
'Also höre: es war ein grimmig-kalter Januartag. In der Frühe schon hatte ich die Hebamme holen lassen. Von meinen ersten acht Kindern her musste ich ja wissen, wie es um mich stand. Doch ich hatte mich diesmal verrechnet. Bis 11.00 Uhr musste ich mich gedulden. Dann endlich kamst du an. Der alte Sanitätsrat Dr. Robitzsch, ein erfahrener Hausarzt, rief mir zu, als ich alles überstanden hatte: 'Na, Frau Elster! Er ist diesmal recht klein geraten! Als Nummer 9 ist er zu winzig!'
Mutter fragte leise: Was wiegt er denn?'
'3¼ Pfund!'
'Was? Nicht mehr! Das ist aber wenig!'
'Ach, seien Sie nur beruhigt! Das Kerlchen ist ganz gesund! Hören Sie mal, wie der schreien kann! Der hat eine ganz gesunde Lunge! Er wird sich später im Leben schon durchsetzen! Die Schmächtigen sind oft die Zähesten!'
Dabei wusch sich der Doktor die Hände. Wie er gerade beim Abtrocknen war, rief Mutter: 'Herr Sanitätsrat! Mir ist noch so merkwürdig!'
'Ach was! Es ist alles in Ordnung! Nun bleiben Sie mal schön ruhig liegen! Freuen Sie sich, dass alles überstanden ist! Ihr Mann wird auch seine Freude an dem 9. Sprössling haben!'
'Ach, Herr Rat! Sie sollen Recht haben! Aber mir ist trotzdem noch so merkwürdig!'
'Nun, Frau Elster, wenn es Sie beruhigt: Gucken wir doch noch mal nach!'
Dabei ging er auf das Wochenbett zu. Wie er nachschate, rief er auf einmal: 'Herrje, Frau Elster! Das ist aber eine Überraschung! Das dicke Ende kommt nach! Da ist noch ein Junge!' Und damit beförderte er als 10. Kind einen 6½ Pfund schweren Zwilling ans Licht der Welt!
Und das alles geschah am 17. Januar zwischen 11.00 und 12.00 Uhr.'
Mutter nahm ihr Sektglas und stieß lachend mit mir an...